Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen

Die Gründung der "Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen" geht auf eine Initiative des Sozialhistorikers Michael Mitterauer in den frühen 1980er Jahren zurück. Seither werden am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien schriftliche Lebensaufzeichnungen gesammelt, dokumentarisch erfasst und als historisch-kulturwissenschaftliche Quellen nutzbar gemacht. Die Sammlung umfasst autobiografische Texte und andere Selbstzeugnisse (Tagebücher, Familiengeschichten, Chroniken, Fotoalben u. Ä.) von inzwischen mehr als 4.200 Personen aus allen Regionen und Bevölkerungsschichten des Landes. In Verbindung mit der parallelen Dokumentation von alltagsgeschichtlich bedeutsamen Fotomotiven und anderer Beilagen aus dem Kontext der erfassten Lebensgeschichten repräsentiert sie einen nahezu einzigartigen Quellenfundus in Bezug auf die private Überlieferung und Erinnerungskultur in Österreich. Die Sammlung und Archivierung von Selbstzeugnissen aller Art geschieht in enger Kooperation mit der Sammlung Frauennachlässe  am Institut für Geschichte der Universität Wien.

Etwa 85 Prozent der Manuskriptverfasser*innen wurden im Raum des heutigen Österreichs geboren, die übrigen großteils in anderen ehemals zur Donaumonarchie gehörigen Gebieten sowie in Deutschland. Die frühesten Dokumente stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Zeitraum zwischen 1890 und 1960 ist am dichtesten durch persönliche Lebenserzählungen abgedeckt. Aufzeichnungen von Menschen aus bildungsferneren Schichten und aus ländlichen Regionen bilden seit jeher einen Sammelschwerpunkt. Diese Ausrichtung prägt auch das Erscheinungsbild der aktuell 70 Bände umfassenden Buchreihe "Damit es nicht verlorengeht ...", in der seit 1983 ausgewählte lebensgeschichtliche Texte in Form von Einzel- oder Sammeleditionen zu sozial- und kulturgeschichtlich relevanten Themen präsentiert werden. Erinnerungsarbeit wird einerseits durch Schreibaufrufe, andererseits auch durch öffentliche Erzählcafés oder Gesprächskreise aktiv gefördert, letzteres vor allem in Kooperation mit dem Wien Museum .

Die gesammelten Materialien stehen fachlich interessierten Personen für Forschungs-, Bildungs-, Unterrichts- und Kulturprojekte zur Verfügung und sind an der Dokumentationsstelle nach vorheriger Terminvereinbarung zugänglich.

Adresse:

Verein "Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen"
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Universität Wien
Universitätsring 1
1010 Wien

Kontakt:

Mag. Günter Müller
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Zimmer O2.26
T: +43-1-4277-413 06
lebensgeschichten@univie.ac.at

Benutzung:

Dienstag bis Donnerstag 9:00 – 13:00 Uhr (nach Vereinbarung)

Links:

Objekte des Monats aus dieser Sammlung:

Literatur zur Sammlung:

MITTERAUER, Michael; MÜLLER, Günter: Aus Lebensgeschichten lernen: Zur interaktiven Sammelpraxis der „Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen". In: Gelehrte Objekte? - Wege zum Wissen : aus den Sammlungen der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien ; Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien [11. April - 27. Oktober 2013 ; Ausstellung]. Wien, Löcker, 2013. S. 222–241. Exemplare im Bestand der UB Wien

MÜLLER, Günter: Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen. In: Schaukästen der Wissenschaft. Die Sammlungen an der Universität Wien. Feigl, Claudia (Hg.). Wien, Böhlau Verlag, 2012. S. 49–52. Exemplare im Bestand der UB Wien, dieser Beitrag als elektronischer Text .

Fotos: Traude Veran, Elfriede Kern, Richard Ruffingshofer | © Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen