Die Fotothek, eine der Universitären Sammlungen am Institut für Kunstgeschichte, stellte bis in die 1970-Jahre das Fundament der kunstgeschichtlichen Lehre und Forschung dar. Zu ihrem Bestand gehören rund 150.000 Fotos, eine Postkartensammlung aus dem Nachlass von Renate Wagner-Rieger (1921–1980), der "Marburger Index" in Form einer umfangreichen Microfiche-Sammlung und der so genannte „Ikonographische Apparat“, in dem kleinformatige Abbildungen unterschiedlicher Kunstwerke nach Themen geordnet abgelegt sind. Die ältesten Bestände der Sammlung reichen bis zur Gründung der Lehrkanzel für Kunstgeschichte 1852 zurück. Aus dieser Zeit sind bislang mehr als 250 Fotos nachweisbar. Sie stellen wertvolle Dokumente für die Wissenschaftsgeschichte, aber auch für die Geschichte der darauf abgebildeten Kunst- und Bauwerke dar. Eine der ältesten Aufnahmen stammt von Domenico Bresolin (1813–1899) und zeigt den Fondaco dei Turchi zu Venedig im Zustand vor der ab 1858 vorgenommenen, durchgreifenden Restaurierung.
Wurde über den Nutzen der frühen Fotografien aufgrund der durch die Grautöne nur sehr mangelhaft wiedergegebenen bunten Farben noch viel diskutiert, verbesserte sich die Fotografie ab dem Ende des 19. Jahrhunderts rasant. Im Zuge dessen wurden systematische Reproduktionen von berühmten Bildern aus Gemäldegalerien in der ganzen Welt durch Verleger, wie etwa Friedrich Bruckmann (1814–1898) und Franz Hanfstaengl (1804–1877) , hergestellt und vom Institut in großer Zahl angekauft. Den weitaus interessanteren Teil der Sammlung bilden jedoch jene Fotos, die speziell im Auftrag des Instituts angefertigt worden sind, darunter die Fotos zum Thema Buchmalerei, die auf Initiative von Otto Pächt (1902–1988) und Gerhard Schmidt (1924–2010) gemacht wurden.
Dieser über viele Jahrzehnte gewachsene Bilderschatz, in dem auch Schenkungen und Erbschaften bedeutender Kunsthistoriker, darunter Ludwig Münz (1889–1957) und Karl Maria Swoboda (1889–1977) zu finden sind, wird zurzeit digital erschlossen. Ein Teil dieser Fotos kann bereits jetzt in der universitätsweiten Objektdatenbank UNIDAM aufgerufen werden.
Die Fotothek kann zu den angegebenen Öffnungszeiten sowie nach vorheriger Terminvereinbarung für wissenschaftliche Zwecke besucht werden.
Institut für Kunstgeschichte
Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2, Hof 9
1090 Wien
Di 10.00–12.00 Uhr
sowie nach vorheriger Terminvereinbarung
Dr. Martin Engel
Institut für Kunstgeschichte
Spitalgasse 2, Hof 9
1090 Wien
T: +43-1-4277-414 40
martin.engel@univie.ac.at
ENGEL, Martin; POLLEROSS, Friedrich; WIDORN, Verena:
Vom Gipsabguss zum Digitalbild: Visuelle Hilfsmittel in der Kunstgeschichte. In: Gelehrte Objekte? - Wege zum Wissen : aus den Sammlungen der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien ; Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien [11. April - 27. Oktober 2013 ; Ausstellung]. Wien, Löcker, 2013. S. 162–181. Exemplare im Bestand der UB Wien
ENGEL, Martin: Fotosammlung des Instituts für Kunstgeschichte. In: Schaukästen der Wissenschaft. Die Sammlungen an der Universität Wien. Feigl, Claudia (Hg.). Wien, Böhlau Verlag, 2012. S. 109–111. Exemplare im Bestand der UB Wien, dieser Beitrag als elektronischer Text .
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Schulz Juergen: The Restoration of the Fondaco dei Turchi. In: Annali di architettura 7 (1995), S. 19–38.
Thausing, Moritz: Kupferstich und Photographie. In: Zeitschrift für bildende Kunst 1 (1866), S. 287–294.
Peters, Dorothea: Fotografie als "Technisches Hülfsmittel" der Kunstwissenschaft. In: Jahrbuch der Berliner Museen 2002, S. 167–206.
Heß, Helmut: Der Kunstverlag Franz Hanfstaengl und die frühe fotografische Kunstreproduktion – das Kunstwerk und sein Abbild. München 1999.
Foto: Geöffneter Fotokarton; Fotograf: Karl Pani