Gipsabguss-Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte

Parallel zum Unterricht an Kunstakademien im 19. Jahrhundert, an denen Gipsabgüsse antiker Statuen zu Anschauungs- und Übungszwecken verwendet wurden, wurden entsprechende Reproduktionen von Kleinskulpturen und kunstgewerblichen Objekten auch im Kunstgeschichte-Unterricht eingesetzt. Der etwa 120 Stücke umfassende Bestand des Kunsthistorischen Institutes der Universität Wien beinhaltet vorwiegend Abgüsse von Elfenbeinfiguren, -Objekten und -Reliefs der Spätantike und des Hoch- sowie Spätmittelalters. Ergänzt wird der Bestand durch Abformungen von altgriechischen Münzen und neuzeitlichen Medaillen. Es befinden sich in der Sammlung aber auch einige Metallreproduktionen von romanischen Buchdeckeln. Die abgeformten Originale von Objekten aus dem Frühwerk des späteren kaiserlichen Hofarchitekten Johann Fischer von Erlach (1656–1723) sind ein Hinweis auf eine Wende, die sich im späten 19. Jahrhundert in der Kunstgeschichte vollzog, als neben der Kunst des Mittelalters auch zunehmend Werke des Barocks in den Blick der Kunsthistoriker rückten.

Es ist anzunehmen, dass die Gipsabgüsse zum Großteil vom k.k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie  (heute: Museum für Angewandte Kunst, MAK) stammen, an dem einige der ersten Wiener Ordinarien für Kunstgeschichte, wie etwa Robert Eitelberger von Eitelberg (1817-1885) und Alois Riegl (1858-1905) tätig waren. Robert Eitelberger war sogar Gründungsdirektor dieses Museums, das über eine eigene Gipsgießerei verfügte und in der Zeit zwischen 1879 bis 1910 selbst Abgüsse produzierte. Der Verkaufskatalog aus dem Jahr 1879  listet bereits über 350 erhältliche Nummern auf. Bis zur Schließung der Gipsgießerei im Jahr 1920 ist die Zahl auf 1.932 angewachsen. Obwohl ab 1920 keine Gipsabgüsse mehr produziert wurden, ist zu vermuten, dass die Sammlungsbestände des Institut für Kunstgeschichte noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in Verwendung waren.

Für wissenschaftliche Zwecke kann die Sammlung nach vorheriger Terminvereinbarung besichtigt werden.

Adresse:

Institut für Kunstgeschichte
Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2, Hof 9
1090 Wien

Leitung & Kontakt:

Dr. Maximilian Hartmuth
Institut für Kunstgeschichte
Spitalgasse 2, Hof 9
1090 Wien
T: +43-1-4277-414 30
maximilian.hartmuth@univie.ac.at

Links:

Objekt des Monats aus dieser Sammlung:

Literatur zur Sammlung:

ENGEL, Martin | POLLEROSS, Friedrich | WIDORN, Verena: Vom Gipsabguss zum Digitalbild: Visuelle Hilfsmittel in der Kunstgeschichte. In: Gelehrte Objekte? - Wege zum Wissen. Aus den Sammlungen der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien; Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien [11. April - 27. Oktober 2013; Ausstellung]. Wien: Löcker, 2013. S. 162–181. Exemplare im Bestand der UB Wien

POLLEROSS, Friedrich: Die Gipsabguss-Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte. In: Schaukästen der Wissenschaft. Die Sammlungen an der Universität Wien. Feigl, Claudia (Hg.). Wien, Böhlau Verlag, 2012. S. 113–114. Exemplare im Bestand der UB Wien, dieser Beitrag als elektronischer Text .
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FAWLETT, Trevor: Plane Surfaces and Solid Bodies – Reproducing Three-Dimensional Art in Nineteenth Century. In: Art History through the Camera’s Lens. Hg. von Helene E. Roberts. Amsterdam 1995, S. 59–84.

SOBIECZKY, Elisabeth | DEUTSCH, Johannes: Katalog der Gipsabgüsse. Die Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität. Graz 2010.

Foto: Gipsabgüsse von mittelalterlichen Elfenbeinarbeiten, um 1900 | Fotograf: Karl Pani