So wie vor zehn Jahren das allererste, fand am 14. November 2017 das achtzehnte Sammlungstreffen in der Universitätsbibliothek Wien statt. Schon bei ihrer freundlichen Begrüßung ging die Leiterin der DLE Bibliotheks- und Archivwesen, Hofrätin Maria Seissl anerkennend auf die Erfolgsgeschichte der damals neu geschaffenen Koordinierungsstelle für die Universitätssammlungen ein. Dann gab die Sammlungsbeauftragte, Claudia Feigl einen Überblick über das Programm und stellte als erste Vortragende die vom Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik an der Humboldt-Universität zu Berlin angereiste Leiterin der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland vor. Cornelia Weber gab ebenfalls zunächst ihrer Freude darüber Ausdruck, zehn Jahre nach dem Start erneut hier zu sein und hielt dann einen äußerst interessanten Vortrag über die aktuellen Entwicklungen von Universitätssammlungen aus internationaler Sicht.
Igor Eberhard, Manager des Projekts Ethnographische Datenarchivierung und Mitarbeiter der Ethnographischen Sammlung des Instituts für Kultur- und Sozialtanthropologie referierte anschließend über die zuletzt triste Situation der Sammlung, deren Schädlingsbefall und fortschreitend schlechteren Zustand, dem erst 2017 massiv Einhalt geboten werden konnte. Zudem steht eine Übersiedlung der Objekte knapp bevor. Zahlreiche vorbereitende Maßnahmen sind dafür nötig. Jetzt kann man aber zuversichtlich sein, schon bald eine neue, adäquate Aufstellung zu erreichen. Auch eine vermehrte Wiedereinbindung der Objekte in den Lehr- und Forschungsbetrieb ist bereits konzipiert, zumal das Teilfachgebiet "Museologie" in dieser Disziplin noch zum Curriculum gehört und durchaus auch in der eigenen Sammlung praktisch erlernt werden könnte. Claudia Feigl betonte, dass dieser Fall ein Beispiel dafür sei, wie sich das Schicksal einer beinahe tot geglaubten Sammlung wenden könne, wenn - das Interesse und die Unterstützung seitens des Institutes vorausgesetzt - durch professionelle, gerade noch rechtzeitig gesetzte Maßnahmen saniert werden kann.
Heimo Rainer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Herbariums der Universität Wien und jenem des Naturhistorischen Museums Wien präsentierte das von ihm entwickelte, international stark vernetztes Datenbank- und Informationssystem JACQ , das Bestände von Herbarien mit Lebendsammlungen weltweit verknüpft. Am historischen Beispiel der äußerst umfangreichen "Flora Brasiliensis" (um 1817), deren Belege großteils in Wien vorhanden sind, zeigte er die Vorteile einer solchen Digitalisierung - samt Vernetzung mit lebenden Pflanzen - und fokussierte vor allem auf die hohe Relevanz für die internationale Forschung, skizzierte die Vorteile der gegenseitigen Fremddatennutzung bzw. des Fremddatentausches und erklärte, wie wichtig heute "DNA-Libraries" angesichts ständig drohender Verluste durch Katastrophen, Kriegsschäden, u. Ä. sind.
Cornelia Weber zeigte sich sehr optimistisch, was die Vergabe finanzieller Mittel für künftige Digitalisierungsmaßnahmen und den hoch priorisierten Ausbau der digitalen Forschungsinfrastruktur in Deutschland angeht. Claudia Feigl hingegen und einige Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer konstatierten mit Bedauern, dass es in Österreich derzeit noch keine direkte ministerielle Anlaufstelle für Universitätsmuseen und -sammlungen gebe und es auch an ausreichender personeller Ausstattung für die Abfassung von EU-Projekt-Anträgen mangle. Claudia Feigl erbat noch ein wenig Zeit für ihren Kurzbericht über die aktuellen eigenen Aktivitäten im Bereich Universitätssammlungen: sie kam auf die Jahrestagung der Universitätssammlungen im Juli 2017 in Leipzig zurück, zählte wichtige bestandserhaltende Maßnahmen auf, darunter ein Stahlschrank für die ständig wachsenden Bestände der Sammlung Frauennachlässe und Acrylglasplatten für die vier freistehenden Großobjekte der Paläontologischen Sammlung im Geozentrum, die Restaurierung von Pilzmodellen und botanischen Modellen sowie den Ankauf eines Kunststoffskeletts für den Lehrbetrieb am Institut für Paläontologie. Schließlich kündigte sie zwei Veranstaltungen an der HU Berlin an, einen Workshop zu historischen Lehrtafeln und - bereits in einer Woche - die Teilnahme an einem internationalen Staff Mobility Workshop zum Thema Universitätsmuseen und -sammlungen.
Angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit erläuterte Margit Sandner anhand einer straffen Präsentation sehr rasch die derzeit laufenden Anpassungen an das geänderte Design der Sammlungen-Website, sowohl bei den Startseiten der UB Wien und aller Sammlungen als auch bei den Einträgen für einzelne Sammlungen, deren Teilsammlungen und ihrer gegenseitigen Verlinkung. Zuerst zeigte sie kurz den virtuellen Weg zur neuen Platzierung der Sammlungen und des aktuellen Objekts des Monats auf der Startseite der UB Wien. Dann stellte sie die wesentlichen, formal nötig gewordenen Änderungen aber auch einige inhaltliche Anreicherungen vor: insbesondere die vorgegebenen Bildformate, ein Archiv in Jahressegmenten für alle bisherigen Objekte des Monats, die neue Rubrik "Objekte des Monats aus dieser Sammlung" beim jeweiligen Haupteintrag jeder Sammlung und die Verlinkung von zitierter Literatur zu vorhandenen Exemplaren im Bestand der UB Wien. Abschließend bat sie die Sammlungsleiterinnen und Sammlungsleiter um ihren Input, speziell bei Änderungsbedarf.
Die Veranstaltung stieß insgesamt auf großes Interesse. Auf jeden Beitrag folgte eine lebhafte Diskussion. Die dadurch unvermeidliche Überschreitung des geplanten Zeitrahmens wurde gerne von allen hingenommen. Ein erfrischendes Pausenbuffet bot nicht nur willkommene Stärkung sondern auch eine gute Gelegenheit für den fachlichen Austausch in persönlicher Begegnung. In der Schlussrunde gab es aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer spontane Anregungen für das nächste Sammlungstreffen, so etwa den Wunsch nach Beiträgen für ganz praktische Arbeiten in den Sammlungen, beispielsweise auch die Verwendung von Normdaten. Die Sammlungsbeauftragte ihrerseits schlug vor, sich nächstes Mal dem dringlichen Thema Benutzungsordnungen zuzuwenden. Eine neue Zusammenkunft stellte sie für Juni 2018 am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie in Aussicht.
Foto: Margit Sandner