Erich Schmid wird am 4. Mai 1896 in Bruck an der Mur geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in seinem Heimatort absolviert er die Realschule in Graz und legt 1913 die Matura ab. Dem Vorbild seines Vaters und Großvaters folgend – beide waren wissenschaftlich tätige Ärzte – strebt auch er eine Hochschulausbildung an, entscheidet sich aber nicht für die Medizin, sondern für die Naturwissenschaften. Er inskribiert an der Universität Wien das Studium der Physik und Mathematik, das er, unterbrochen durch den Einsatz im Ersten Weltkrieg, 1920 mit der Lehramtsprüfung und der Promotion beendet. Seine erste Anstellung erhält er an der Technischen Hochschule in Wien als Assistent von Professor Ludwig Flamm. Im Anschluß an seine bei Professor Ehrenhaft durchgeführte Doktorarbeit »Über Brown'sche Bewegung in Gasen« entstehen während dieser Zeit vier Arbeiten, in denen die Brownsche Bewegung im Zusammenhang mit der Bestimmung des elektrischen Elementarquantums nach der Ehrenhaft-Millikan-Methode untersucht wird.
Zu Beginn der zwanziger Jahre ist bekannt, daß die Formänderung von Metallkristallen durch Translation, d.h. Abgleiten von Kristallteilen entlang bestimmter kristallographischer Ebenen in bestimmten Richtungen erfolgt. Doch weiß man über nähere Einzelheiten und Gesetzmäßigkeiten des Verformungsvorganges in Metallkristallen noch nicht Bescheid. 1922 folgt Erich Schmid einer Einladung an das Kaiser Wilhelm-Institut für Faserstoffchemie, wo er mit Hermann Mark und Michael Polanyi zusammentrifft. Gemeinsam führen sie Untersuchungen an Metallkristallen durch und publizieren bereits im selben Jahr in der Zeitschrift für Physik über »Vorgänge bei der Dehnung von Zink-Kristallen«. Während sich Mark und Polanyi bald anderen Aufgaben zuwenden, beginnt Schmid für seine weitere Forschung in der Metallkunde, die sich bis dahin vorwiegend chemischer Verfahren bediente, immer häufiger physikalische Methoden einzusetzen und ist somit einer der Pioniere der modernen Metallphysik.
1928 geht Erich Schmid zurück nach Berlin an das Kaiser Wilhelm-Institut, diesmal allerdings als Abteilungsleiter des Instituts für Metallforschung. Hier begegnet er Walter Boas, den er nicht nur als Schüler, sondern auch als Freund schätzen lernt. Während der nächsten vier Jahre entstehen an die 50 Veröffentlichungen, die Erich Schmid international bekannt machen. 1932 erhält er einen Ruf als Vorstand des Physikalischen Instituts der Universität Freiburg. Walter Boas begleitet ihn und gemeinsam verfassen sie das Buch »Kristallplastizität«, das ins Englische und Russische übersetzt wird und mehr als einer Generation als Standardlehrbuch dient.
In den Jahren von 1936 bis 1951 kehrt Erich Schmid nach Frankfurt zurück. Er übernimmt die Leitung des Metall-Laboratoriums in der Metallgesellschaft AG, in dem er bereits ein Jahrzehnt zuvor beschäftigt war. Während der Kriegsjahre kommt der Entwicklung von Austauschwerkstoffen höchste Priorität zu, so z.B. der Herstellung von Zink- und Bleilegierungen zur Fertigung von Lagern als Ersatz für Legierungen mit teuer und schwer beschaffbarem Zinn. Die dabei gewonnenen Erfahrungen faßt Schmid mit seinem Arbeitskollegen Richard Weber in dem 1953 erschienenen Werk »Gleitlager« zusammen. Nach Kriegsende wechselt Erich Schmid an das Laboratorium der Vacuumschmelze AG in Hanau am Main und baut das völlig zerstörte Labor neu auf.
1951 wird Erich Schmid als Ordinarius und Vorstand des II. Physikalischen Instituts der Universität Wien nach Österreich zurückberufen. In seiner Antrittsvorlesung spricht er über Kramersche Exoelektronen und führt das Feldelektronenmikroskop von Erwin Müller vor. Er regt damit weiterführende Arbeiten auf beiden Gebieten an. Arbeitsgruppen für Plastizitätsuntersuchungen, nun auch mit Ultraschall und bei tiefen Temperaturen, werden eingerichtet und als einer der ersten Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum untersucht Schmid die Beeinflussung von Festkörpereigenschaften durch Bestrahlung. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Karl Lintner veröffentlicht er die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten in dem Buch »Werkstoffe des Reaktorbaues«.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird die Ansicht vertreten, daß die Hochschulen nicht allen Bedürfnissen der naturwissenschaftlichen Forschung genügen können. Die Forderung nach Schaffung von Instituten für spezielle – oft in Beziehung zu praktischen Problemen stehende – Aufgaben wird erhoben. In Österreich beschließt die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften diesen Auftrag zu erfüllen. Das erste Forschungsinstitut der Akademie, das Institut für Radiumforschung, wird 1911 eröffnet. Als Erich Schmid 1963 das Amt des Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften übernimmt, ist er von der Notwendigkeit und Dringlichkeit der Errichtung von Forschungsinstituten zutiefst überzeugt. Während seiner zehnjährigen Leitung der Akademie werden 12 Institute sowohl für naturwissenschaftliche als auch für geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung gegründet. Das Institut für Festkörperphysik in Leoben trägt als Würdigung seiner wissenschaftlichen Verdienste heute den Namen Erich Schmid-Institut für Festkörperphysik. 1977 richtet Erich Schmid an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine Stiftung zur Förderung von Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen oder theoretischen Physik in Österreich ein. Seit 1978 wird durch die Stiftungsverwaltungskommission jährlich ein Preis an begabte junge Physikerinnen und Physiker vergeben.