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Frau HR Mag. Maria Seissl

Direktorin der UB Wien seit 2004

Schriftliche Stellungnahme von Frau Hofrätin Mag. Maria Seissl am 03.10.2005

1. In welcher Form wurden Sie zum ersten Mal konkret mit der "Sammlung Tanzenberg" konfrontiert und welche Erklärungen erhielten sie zu diesem Buchbestand?

Durch eine Anfrage in Verbindung mit der Publikation von Frau Adunka etwa im Jahr 2000 oder 2001. Damals erfuhr ich zum ersten Mal, dass wir diesen Bestand überhaupt hatten und was es damit auf sich hat. Aber auch, dass es kein gesondertes Verzeichnis der Bestände gibt und dass die Werke über einen längeren Zeitraum in den Bestand eingearbeitet wurden.

2. Wurde das Thema "Sammlung Tanzenberg" während Ihrer Tätigkeit an der UB nach dieser ersten Konfrontation noch einmal relevant. Falls ja, in welcher Form?

Noch mehrere Male, besonders als es mehr und mehr Veranstaltungen zum Thema Restitution in Bibliotheken gab. Und auch in Bezug auf die Diskussionen um das Kunstrückgabegesetz.


3. Was hat Sie bewogen, ein Projekt im Rahmen des ULG zu diesem Thema zu fördern?

Es ist mir ein Bedürfnis, ungeklärte Bestände in unserer Sammlung zu untersuchen und eventuell auch zurückzugeben. Die UB Wien kann es sich nicht leisten, nichts zu tun und den Anschein zu erwecken, als wolle man sich nicht mit diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit auseinandersetzen. Gerade weil die Österreichische Nationalbibliothek sehr aktiv auf diesem Gebiet ist und war.

Das Projekt im ULG sollte ein erster Schritt in Richtung Aufarbeitung der Sammlung Tanzenberg sein. Es soll auch Aussagen darüber zulassen, wie umfangreich ein Gesamtprojekt anzusetzen wäre.

4. Wie sehen Sie die Position der UB im Vergleich mit der in Österreich und international stattfindenden Provenienzforschung und Restitutionsdiskussion? Welche konkreten Projekte oder Pläne gibt es in diese Richtung besonders in Hinblick auf die "Sammlung Tanzenberg"?

Die UB Wien ist relativ spät dran. Jetzt bemühen wir uns allerdings im Rahmen des Projektes "Ungeklärte Bestände an der UB Wien von 1938-1945" rasch Klarheit zu schaffen. Auch die Bestände aus der Sammlung Tanzenberg sollen untersucht werden.

5. Für wie wichtig halten Sie eine Aufarbeitung der Geschichte des Hauses für das Bewusstsein seiner MitarbeiterInnen?

Sehr wichtig für die Identifikation der Mitarbeiter/innen mit dem Haus. Vielen ist es ebenfalls ein Bedürfnis, dass die Institution "richtig" handelt und die Vergangenheit aufgearbeitet wird.