Die Bibliothek konnte im Sommer des heurigen Jahres zwei Vorlesungsmanuskripte und drei weitere Autographen des österreichischen Physikers Friedrich Hasenöhrl (1874-1915) erwerben, die nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Hasenöhrls wichtigster Beitrag zur Physik war die Entdeckung der von ihm so genannten »scheinbaren Masse« der Hohlraumstrahlung, die mit zunehmender Temperatur ansteigt. Auf diese Weise stellte er einen Zusammenhang zwischen Masse und Energie her, der in voller Allgemeinheit (und um einen numerischen Faktor korrigiert) später als wesentliches Resultat der Einsteinschen Relativitätstheorie bekannt wurde.
Sein klarer und packender Vortragsstil machte Hasenöhrl zur prägenden Persönlichkeit für die nachfolgende Wiener Generation im Fachbereich Physik, und sein Schüler Erwin Schrödinger erinnert sich anlässlich der Zuerkennung des Nobelpreises im Jahr 1933:
»Während der vier Universitätsjahre in Wien hatte den stärksten Einfluss der junge Hasenöhrl, der eben damals an des unglücklichen Boltzmanns Stelle trat. In einem Zyklus, der sich durch acht Semester mit je fünf Wochenstunden hinzog, kamen sowohl die höheren Theorien der Mechanik als auch die Eigenwertprobleme der Kontinuumsphysik in der Ausführlichkeit vor, wie sie mir später nötig werden sollte. [...] Dann [im Ersten Weltkrieg] fiel Hasenöhrl, und ein Gefühl sagt mir, dass sonst sein Name heute an Stelle des meinigen stünde.«
Bei den angekauften Vorlesungsmanuskripten zur Einführung in die Mechanik handelt es sich um zwei Halblederbände, die neben zahlreichen Formeln und Berechnungen auch viele Skizzen von Hasenöhrls Hand enthalten und zeigen, wie er seinen Vortrag in schriftlicher Form akribisch vorbereitete.