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Büchersortierungsstelle

Zwischen 1949 und 1951 sortierte der politisch belastete ehemalige Direktor der Universitätsbibliothek Wien, Dr. Alois Jesinger, mit Hilfe von Hilfskräften im Auftrag des Unterrichtsministerium aufgefundene Büchermassen. Er sollte Vorbesitzer feststellen. Die "herrenlosen" Bücher wurden dann österreichischen Bibliotheken und Institutionen zur treuhändigen Verwahrung übergeben. Zu diesen Institutionen gehörten unter anderem die Österreichische Nationalbibliothek, die Universitätsbibliothek Wien, die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste; die Bibliothek des Nationalrats, die Administrative Bibliothek des Bundeskanzleramts, die Albertina, die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und die Stadtbücherei Baden.
Insgesamt vier unterschiedliche Büchermassen wurden von Jesinger sortiert: Bücher aus dem Dorotheum, Bücher aus der Nationalbibliothek, Bücher aus Tanzenberg, und Bücher der Bücherei der Staatspolizeileitstelle Wien.

Die Universitätsbibliothek Wien übernahm zwischen 1950 und 1951 insgesamt 151.437 Bände.

Am 18. November legte Dr. Jesinger seinen Abschlussbericht vor. Von 233.520 sortierten Bänden waren 23.530 für eine etwaige Restituierung in der Neuen Hofburg bereitgestellt, 23.794 österreichischen Bibliotheken und Institutionen restituiert und 186.196 Bände diesen in treuhändige Verwahrung übergeben worden. Die besondere Bevorzugung bei der Vergabe von Büchern an die Universitätsbibliothek Wien ist durch die großen Kriegsschäden am Bestand dieser Bibliothek zu erklären, die dadurch ausgeglichen werden sollten.

Literatur in Auswahl:
WERNER, Margot: NS-Raubgut in der Österreichischen Nationalbibliothek - Restitution und Provenienzforschung in der Nachkriegszeit und der Gegenwart. In: biblos 53, 1 (2004) 115-142.
Abschlussbericht zur Büchersichtung in der Neuen Hofburg vom 18. November 1951 (UB Archiv 1/15-1950)