Am 23. Februar 2024 fand das mittlerweile 23. Sammlungstreffen statt. Unter dem Titel „Verantwortungsvolle Erschließung und Zur Verfügung-Stellung sensibler Bestände“ wurde an das Institut für Europäische Ethnologie geladen, das über eine interessante Institutssammlung verfügt und an dem in den letzten Jahren einige sammlungsbezogene Projekte durchgeführt wurden – darunter mehrere Abschlußprojekte im Rahmen des ULG „Library and Information Studies“, die gemeinsam von Susanne Wicha (Leiterin der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie) und Claudia Feigl (Koordinatorin der Sammlungen an der Universität Wien) geleitet wurden.
Die Begrüßung wurde von Institutsvorständin Prof. Alexa Färber vorgenommen, Susanne Wicha und Claudia Feigl führten in den Themenschwerpunkt ein. Anschließend stellte Susanne Wicha die Bestände der Institutssammlung vor – eine sehr heterogene Sammlung, die über mehrere Jahrzehnte aufgebaut wurde und sich aus Objekten, Glasdias, Fotos und Schriftzeugnissen zusammensetzt. An den Beständen läßt sich heute die ideologische Ausrichtung des ehemaligen Instituts für Volkskunde deutlich ablesen, was eine kritische Auseinandersetzung bei deren Erschließung und (digitalen) Veröffentlichung zwingend erforderlich macht. Nachdem Susanne Wicha auch langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien ist, kann sie auf große inhaltliche und methodische Erfahrung in der Bearbeitung sensibler Bestände zurückgreifen und gibt diese auch an Studierende weiter.
Daran anknüpfend stellte Alexa Färber anschließend sammlungsbezogene Projekte aus den Jahren 2019-2021 vor, die sie gemeinsam mit Studierenden im Rahmen von Lehrveranstaltungen durchgeführt hat und die sich mit dem Thema Sammel- und Archivierungspraxis auseinandersetzten. Aus einem dieser Projekte ging eine Broschüre mit dem Titel „An/Sammlung. Historische Dimensionierung als kulturelle Praxis“ hervor, die auch online abrufbar ist (pdf).
Der nächste Vortrag wurde von zwei Studierenden des ULG „Library and Information Studies“ abgehalten und setzte sich mit den CARE-Prinzipien auseinander, die vor allem für die Forschung im Bereich der Sozialwissenschaften immer mehr an Bedeutung gewinnen, aber viele Fragen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit aufwerfen. Gerade im Hinblick auf die Forderung nach „Open Data“ und der FAIR-Principles bleiben viele Punkte ungeklärt und müssen für jedes neue Projekt mit den jeweiligen Akteur*innen neu ausverhandelt werden – auch der Verhandlungsprozess selbst ist unmittelbar von den Beforschten und den Forschenden abhängig, was eine einheitliche Vorgehensweise und eine Vorgabe standardisierter Richtlinien verunmöglicht. An diesen sehr interessanten Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an, an der sich auch anwesende Wissenschaftler*innen wie Verena Widorn und Wolfgang Kraus beteiligten, um aus ihrer Forschungspraxis zu berichten.
Nach einer verspäteten, aber dringend notwendigen Kaffeepause wurde das Feld der Sozialwissenschaften erweitert: Simon Engelberger, Collection Manager der Zoologischen Sammlung stellte die Erschließung von Beständen der Zoologischen Sammlung in einer neu entwickelten Sammlungsdatenbank vor. Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine Weiterentwicklung der universitätsweiten Sammlungsdatenbank UNIDAM, die speziell auf die Erfordernisse zur Dokumentation und (vorerst internen) digitalen Veröffentlichung von lebenswissenschaftlichen Sammlungen angepasst wurde.
Der geplante Vortrag von Martin Maslo über die Paläontologische Sammlung musste krankheitsbedingt leider entfallen. Nachdem die Zeit aber bereits weit fortgeschritten war, konnte dadurch die nächste Vortragende mit ihrer Präsentation pünktlich beginnen: Nina Knieling, Archivarin am Archiv der Universität Wien, lotete in ihrem Vortrag die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Archiven und Sammlungen aus – eine Abgrenzung dieser Bezeichnungen ist teilweise nur schwer möglich. Oft werden die beiden Begriffe auch synonym verwendet, eine genaue Definition gibt es – abgesehen von Archivgut aus dem Verwaltungs- und Geschäftsbetrieb einer Institution – nicht. Umso wertvoller war der Einblick, den Nina Knieling den Anwesenden in die Arbeit und die Zuständigkeiten des Universitätsarchivs gab.
Claudia Feigl gab danach einen Überblick über die vergangenen, aktuellen und geplanten Aktivitäten im Bereich Universitätssammlungen und berichtete u.a. über eine neuerliche Projekteinreichung im Rahmen der Ausschreibung „Kulturerbe digital“ des BMKÖS. Mit einer Bekanntgabe der Entscheidungen ist Anfang Mai zu rechnen. Nach einer Schlußdiskussion, in der u.a. nach den Voraussetzungen und Bedingungen für etwaige Beteiligungen an Projekten im Rahmen des ULG „Library and Information Studies“ gefragt wurde, gab es Gelegenheit, Bestände aus der Institutssammlung zu besichtigen, die Susanne Wicha in einem Seminarraum zur Besichtigung vorbereitet hatte. Gegen 14:30 Uhr verabschiedeten sich die letzten der Teilnehmer*innen. Über die rege Teilnahme von über 40 Personen haben sich die Organisatorinnen sehr gefreut.
Das nächste Sammlungstreffen ist für Anfang Oktober 2024 geplant.
Text: Claudia Feigl | Fotografin: Susanne Wicha