Unter dem Titel „Profil und Identität. Die Sammlungen im Selbstbild der Universität“ fand Mitte Juli an der Universität Leipzig die diesjährige Sammlungstagung statt. Mehr als hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich tauschten sich in der 1409 gegründete Alma Mater Lipsensis über Universitätssammlungen aus. Deutschlands zweitälteste Universität darf auf viele Berühmtheiten unter ihren ehemaligen Studierenden verweisen, etwa Gottfried Wilhelm Leibniz, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche, aber auch Hans-Dietrich Genscher, Angela Merkel und Juli Zeh.
In ihrer Eröffnungsrede wies die Rektorin Prof.in Dr.in Beate Schücking auf die besonders enge Beziehung zwischen der Universität Leipzig und der Stadt und ihrer Bürgerschaft hin. Bis heute legt man hier großen Wert auf einen regen Austausch mit der Öffentlichkeit und die universitären Sammlungen nehmen dabei einen wichtigen Stellenwert ein. Trotz erheblicher Verluste durch den Zweiten Weltkrieg besitzt die Universität eine facettenreiche Sammlungsstruktur und sogar mehrere Universitätsmuseen: das Ägyptische Museum, das Antikenmuseum und das Grassi-Museum, in dem die Musikinstrumentensammlung und die Völkerkundesammlung gezeigt werden.
Der erste Tag war der jüngeren Geschichte der Universität in DDR-Zeiten und ihren Auswirkungen gewidmet. Die Podiumsdiskussion zu „Identität und Transformation“ zeigte, dass Stellenwert und Funktionen einzelner Sammlungsbestände zuweilen starken Veränderungen unterworfen sind: in der DDR waren Präsentation und Beschreibung ideologisch überfrachtet, historische Bestände wurden wenig geschätzt. Heute werden sie wieder aus Kellern und Depots geholt und neu präsentiert, so etwa die Grabplatten und Kunstschätze aus der 1968 gesprengten Universitätskirche („Paulinerkirche“) und dem alten Augusteum.
Die Vorträge und Workshops der beiden folgenden Tage standen unter den Themenschwerpunkten „Besitzverhältnisse“, „Identität“, „Lokale Netzwerke“ und „Interdisziplinarität“. Es gab sehr interessante und wertvolle Anregungen im Umgang mit Sammlungen und ihrer Beforschung. Andererseits zeigte sich aber auch, dass es kein allgemein gültiges Rezept für die bestmögliche Integration in Lehre und Forschung gibt.
Ein sehr abwechslungsreiches und spannendes Mosaik ergab sich aus der heuer erstmals durchgeführten Poster Session, die es jungen Studierenden ermöglichte, ihre sammlungsbasierten Forschungsprojekte zu präsentieren. Eine überraschend große Themenvielfalt zeigte, dass gerade interdisziplinäre Fragstellungen interessante Ergebnisse bringen.
Abends wurden Führungen durch unterschiedlichste Sammlungen angeboten. Musikalische Höhepunkte der Tagung waren ein Orgelkonzert in der neu aufgebauten Paulinerkirche und ein Konzert der am Institut für Musikwissenschaften der Universität Leipzig beheimateten Gamelan-Gruppe Suara Nakal unter österreichischer Leitung im Botanischen Garten.
Text und Foto: Claudia Feigl