Banzuke 番付

Banzuke 番付

Offizieller banzuke des Japanischen Sumō-Verbandes vom September-Turnier 2008 im Ryōgoku-Kokugikan in Tōkyō
Papier, Druck
Maße: 57 x 44 cm
Aus der Japanologischen Sammlung des Instituts für Ostasienwissenschaften


Bei banzuke handelt es sich um Sumōringer-Ranglisten, die nach jedem Turnier neu erstellt und zwei Wochen vor dem nächsten Turnier veröffentlicht werden. Sie existieren seit dem Jahr 1757, wenngleich sie früher in einem anderen Format als heute dargestellt wurden. Auf den Ranglisten werden nicht nur die sumōtori (Ringer) angeführt, sondern auch die toshiyori (offizielle Funktionäre des Sumōverbandes), sewanin (Hilfskräfte im Sumōverband) , wakaimonogashira (Hilfskräfte zur Ausbildung der jungen sumōtori), gyōji (Ringrichter) und yobidashi (Ausrufer). Bis heute werden diese Ranglisten noch per Hand von einem Ringrichter geschrieben und danach vervielfältigt. Banzuke werden in einem speziellen, sumō-moji genannten Kalligraphiestil geschrieben, der sich dadurch auszeichnet, dass die Zeichen so geschrieben werden, dass kaum Zwischenräume bleiben. Damit soll der Wunsch zum Ausdruck gebracht werden, dass auch in den Zuschauerreihen keine Zwischenräume leer bleiben.

Banzuke verfügen über eine strenge Form, über die man Bescheid wissen muss, um die Listen richtig lesen zu können. Sie sind in zwei Hälften unterteilt: in „Westen“ auf der linken Seite und „Osten“ auf der rechten Seite. Der größte Teil besteht aus den Namen der Ringer samt ihrer Herkunft. Die Namen der Ringer stimmen bis auf wenige Ausnahmen nicht mit deren Taufnamen überein, was dazu führt, dass auch nicht aus Japan stammende Ringer (meist Mongolen) einen japanischen Namen bekommen. Von rechts nach links und von oben nach unten werden die Ringer in abfallender Reihenfolge nach den sechs Rängen gestaffelt. In der Mitte stehen die Namen aller gyōji und shinpan (Ring- und Außenrichter). In der untersten Spalte sind die toshiyori, sewanin, wakaimonogashira und yobidashi aufgelistet.

Ganz oben in der Mitte steht ein immer gleicher Spruch, „gomen kōmuru“, der aus der Edo-Zeit (1603–1868) stammt. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Formel, die sich an die Priester der Shintō-Schreine richtete, in denem die Wettkämpfe in den Anfängen der Sumō-Turniere abgehalten wurden. Übersetzt bedeutet der Spruch: „Wir bitten bescheiden um Entschuldigung, aber wir haben die Erlaubnis erhalten, ein Turnier zu veranstalten“. Im Zeichen der Traditionswahrung wird dieser Spruch auch heute beibehalten.

Bei vorliegender banzuke, das als Geschenk eines Studenten seinen Weg in die Japanologische Sammlung fand, fällt eine Lücke in der Liste der Ringer rechts oben auf, die darauf zurückzuführen ist, dass der Name eines Ringers aus der Liste entfernt wurde. Der aus Russland stammende Wakanohō wurde wegen Besitzes von Cannabis vom Turnier und in Folge auch aus dem Japanischen Sumō-Verband ausgeschlossen. Eine weitere Besonderheit betrifft die Schreibung yobidashi für die Ausrufer, die seit dem Turnier im September 2008 wieder in der bis in die 1950er Jahren üblichen Schreibweise geschrieben wird. Die Form des banzuke findet man in Japan nicht nur im Sumō, sondern auch in vielen anderen Bereichen.

Text: Manuel Beyer, Foto: Claudia Feigl