Projekt: Botanische Wandtafeln - Digitalisierung

Stand: Jänner 2020
(v3 = 15. 1. 2020)
(v2 = 29. 8. 2019)
(v1 = 27. 2. 2019)
Kontakt: Dr.in Margit Sandner
margit.sandner@univie.ac.at

Ab dem Herbst 2018 wurde ein umfangreicher Bestand von botanischen Wandtafeln aus dem ehemaligen Botanischen Institut nahe dem Botanischen Garten am Rennweg sowie dem ehemaligen Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Wien digitalisiert, erschlossen und langzeitarchiviert. Als Teil der universitären Sammlungen gehören diese Wandtafeln heute zur Fakultät für Lebenswissenschaften.

Dringender Digitalisierungsbedarf hatte sich aus Platzmangel und im Zuge einer bevorstehenden Übersiedlung ergeben. Die auf Schienen montierten Originale werden seither in einem nicht öffentlich zugänglichen Depot hängend aufbewahrt. Ein erheblicher Teil der Objekte ist handgemalt, hat daher unikalen Charakter und wurde teilweise noch in den 1980er Jahren in der universitären Lehre verwendet.

Heute verändert sich der Fokus auf solche Lehrmittel. Sie wecken zunehmend wissenschaftshistorisches Interesse. Mögliche Forschungsansätze sind einerseits die Fachwissenschaften selbst, andererseits Pädagogik und Didaktik, Kommunikationsforschung und Medienwissenschaft aber auch Ästhetik. Die Materialität der Objekte, mithin Herstellungstechniken und Materialarten, sind nicht zuletzt im konservatorischen Zusammenhang, hinsichtlich einer teilweise nötigen Restaurierung, allgemein ihrer Erhaltungswürdigkeit, sowie sachgemäßer Aufbewahrung, interessant.

Die Entscheidung zur Beauftragung eines Fotostudios mit der professionellen Digitalisierung fiel zum ehest möglichen Zeitpunkt, zunächst vor allem für die vorwiegend auf Holzschienen montierten Tafeln.
Nach einer ersten Sichtung aller Bestände und der Einholung von Kostenvoranschlägen begann die konkrete Arbeit im Sommer 2018 mit der Abholung der ersten Tranche. Zuvor erfassten wir zu zweit - unter recht ungünstigen äußeren Bedingungen (räumliche Enge, schlechte Beleuchtung, Staub, usw.) - in einer Arbeitstabelle sorgfältig alle für die künftigen Metadaten nötigen Angaben zu jeder einzelnen Tafel. Bis dato konnte leider kein Verzeichnis od. Ä. aufgefunden werden. Wie wir vermuten durften, folgte die bisherige Hängung (auf zwei übereinander befindlichen Querstangen) grob einer botanischen Systematik, die sich in der (fortlaufenden) Nummerierung der Tafeln ebenso nachvollziehen lässt.

Der Erhaltungszustand der Originale ist zu einem hohen Prozentsatz sehr gut, das Ergebnis der professionellen Digitalisierung ausgezeichnet. Noch im Herbst 2018 folgten zwei weitere Tranchen. Die letzten beiden (Tranchen 4–5) wurden Anfang 2019 vorbereitet und abgeholt sowie nach der Lieferung der Digitalisate im Laufe des Jahres 2019 langzeitarchviert und erschlossen. Mittlerweile hängen fast alle - auch die meisten vor der Digitalisierung zu restaurieren gewesenen Tafeln - im neuen Depot an ihrem Platz und sind, bis auf wenige Ausnahmen, fertig bearbeitet.

Zugleich mit der Rückstellung der Originale wurden die Digitalisate jeweils als .tif-Dateien auf einer externen Festplatte geliefert und intern sofort gespeichert. Für weitere Arbeitsschritte erzeugten wir zusätzlich auch .jpg-Dateien und fertigten kleine Papierausdrucke (A4-Format) an, die händisch nummeriert und provisorisch beschriftet in einem Ordner abgelegt wurden.
Mit dieser "bildlichen" Arbeitsunterlage und anhand der o. e. Arbeitstabelle - sie diente zuvor bereits uns und dem Fotografen bei der Abholung, der Durchführung und der Rücklieferung der Objekte - wurde als nächstes jede einzelne digitalisierte Wandtafel in das Langzeitarchivierungssystem PHAIDRA hochgeladen und mit Metadaten angereichert.

Unsere Basiserschließung umfasst alle formalen Angaben samt Beschreibung des Erhaltungszustandes, ggf. auch Hinweise auf die Vorlage oder den zugehörigen Begleittext - wenn möglich, ergänzt durch bibliografische Angaben und Links zu eventuell bereits existierenden elektronischen Textfassungen - sowie die Vergabe normierter Sachschlagwörter aus der Gemeinsamen Normdatei GND  - seit Sommer 2019 ist dies in PHAIDRA auch mit direkter Verlinkung zu den entsprechenden Normdatensätzen (im Feld Kontextuelle Angabe) möglich - und eine mittelfeine Zuordnung zur internationalen Dezimalklassifikation DDC deutsch  sowie zur ÖFOS 2002, einer Statistik für Wissenschaftsfächer.

Details zur Erfassung halten wir aus unseren eigenen praktischen Erfahrungen laufend fest und erstellen daraus eine Handreichung (PDF, work-in-progress).

Viele der handgemalten Tafeln tragen auf ihrer Rückseite einen Hinweis auf Vorlagen, aus denen die Pflanzen(teile) abgezeichnet bzw. gemalt wurden. Wir haben sie zunächst als Textbausteine gesammelt und aus diesen Angaben eine Liste der zitierten (zeitgenössischen) Fachliteratur abgeleitet, recherchiert und viele der Werken sowie einiges über sie und ihre Autoren und Illustratoren, die oft die "Vorlage" unserer Wandtafeln erstellt haben, ausfindig gemacht, obwohl etliche Zitate nur unvollständig vorlagen. Daher gelingt auch nicht für jede Tafel eine sichere (zeitliche) Zuordnung.

Auf der Sammlungen-Website ist eine Info-Seite über die neue Teilsammlung "Wandtafelsammlung des Departments für Botanik und Biodiversitätsforschung" der Historischen Sammlung des Departments für Botanik und Biodiversitätsforschung entstanden, zu der der umfangreichere Teil der bisher digitalisierten botanischen Wandtafeln gehört.

Auch Großdrucke aus gängigen Verlagen  und solche von prominenten, historisch wichtigen Botanikern (herausgegeben etwa von L. Kny  oder von A. Dodel-Port , und sogar zyrillisch beschriftete, russische von A. Genkel ) geschaffene Tafeln finden sich in diesem Bestand. Hier ist es nicht immer leicht, die beschreibenden Begleittexte ausfindig zu machen: während einige bereits selbst als eBook vorliegen oder aus Anlass des jetzt aktuellen Bedarfs digitalisiert wurden, beispielsweise aus dem Bestand der FB Biologie , fehlt zu anderen noch jede Spur.

Nicht auf Leisten montierten Großdrucke wurden und werden weiterhin liegend aufbewahrt. Bis zu einer gewissen Größe können sie daher in der UB Wien auch "in house" qualitativ gut digitalisiert werden.