Im Jahr 1385 bezog die Universität Wien ihr erstes eigenes Gebäude, das Collegium ducale im alten Universitätsviertel beim Stubentor. An der Südostecke dieses Kollegs - im Bereich Postgasse 9 - lag die St. Benediktskapelle, wo in der Frühzeit des Wiener Studiums auch die wichtigsten Urkunden und Akten in einer Archivtruhe verwahrt wurden. 1628 wurde die Universitätsverwaltung in das Haus Sonnenfelsgasse 19 verlegt. Von hier übersiedelte man schließlich 1884 in den neuen Universitätspalast Heinrich von Ferstls am Ring , wo das Universitätsarchiv im Gang zum Auditorium Maximum fast hundert Jahre seinen Standort haben sollte.
Die "Alte Universität " verfiel inzwischen mangels eines geeigneten Nutzungskonzeptes zusehends. Die barocke Prunkgalerie des alten Bibliothekssaales war nach dem Abzug der Universität vernichtet worden. Bloß das 250 m2 große Deckenfresko aus dem 18. Jahrhundert - Allegorien der Wissenschaften darstellend - hat überlebt. Für verschiedene universitätsfremde Behörden und Ämter - Postsparkasse, Fremdenpolizei, Polizeisport, Passamt usw. - waren Umbauten und provisorische Adaptierungen erfolgt. Zum 600. Geburtstag der Alma Mater (1965) versprach jedoch der damalige Unterrichtsminister, der Universität ihren alten Stammsitz wieder rückzuwidmen. Es begann damit die "unendliche Geschichte" der Planung und des Umbaues der "Alten Universität " beim Stubentor, deren Abschluß bis heute nicht absehbar ist.
Lit.: Kurt Mühlberger, Wissenschaftliche Einrichtungen und ihre Archive in Österreich. Rolle, Aufgaben und Perspektiven. In: Beiträge zur Geschichte und Entwicklung der mitteleuropäischen Universitätsarchive, ed. László Szögi (Budapest 2000) 19-32; - ders. (Hrsg.), Archivpraxis und historische Forschung. Mitteleuropäische Universitäts- und Hochschularchive. Geschichte, Bestände, Probleme und Forschungsmöglichkeiten (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 6. Band, Wien 1992); - ders., Marija Wakounig, Vom Konsistorialarchiv zum Zentralarchiv der Universität Wien. Die Neuorganisation und Erweiterung des Archivs der Universität Wien im 19. Jahrhundert unter der Einflußnahme Theodor von Sickels. In: Scrinium 35 (1986) 190-213.