Geschichte

Im Jahre 1870 wurde das Seminar für französische und englische Sprache eingerichtet. 1891 erfolgte die formale Trennung in ein Seminar für französische Sprache (ab 1894 Seminar für Romanische Philologie) und ein Seminar für englische Sprache. Der Begründer der ersten Wiener Lehrkanzel für Romanische Philologie, Adolf Mussafia (1835-1905), setzte sich 1870 erstmals für die Gründung einer Seminarbibliothek ein, für deren Errichtung das Ministerium für Kultus und Unterricht 100 Gulden bewilligte. 1899 wurde die Bibliothek durch eine Stiftung Mussafias um mehrere tausend Titel an Dissertationen, Programmen und seltenen Separata bereichert.

Die Seminarbibliothek wurde zunächst von Studenten in höheren Semestern ehrenamtlich betreut, bis sich Mussafia erfolgreich für eine finanzielle Entschädigung für die am Aufbau der Bibliothek beteiligten Studenten einsetzte. 1911 kam es zur Errichtung einer rumänischen Abteilung durch Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1936), wodurch die Bibliothek wertvollen Zuwachs an rumänischer Fachliteratur erhielt.

In den Jahren 1938 bis 1945 hatte Joseph Huber (1884-1960) die Verwaltung der Bibliothek inne. Der gesamte Buchbestand wurde in dieser Zeit umsigniert und mit dem Rundstempel der NS-Verwaltung versehen. 1945 erlitt die Seminarbibliothek durch einen Bombentreffer im Gebäude Liebiggasse 5 große Verluste. Auch ein Großteil der Mussafia-Stiftung dürfte dabei vernichtet worden sein. Ebenso sind die alten Kataloge verlorengegangen.

Bereits 1945 wurde mit dem Wiederaufbau der Seminarbibliothek und des Seminars in der Universitätsstraße 10 begonnen. Der rasche Aufschwung, den das Seminar nahm, führte bald zu Raumknappheit, sodass 1962 die Übersiedlung in das Neue Institutsgebäude (Universitätsstraße 7) notwendig wurde. Allerdings sollten sich schon wenige Jahre später auch hier die räumlichen Verhältnisse als unzureichend erweisen. 1975 übersiedelte die Abteilung Hispanistik (Literaturwissenschaft) in die Schwarzspanierstraße 4. Später war das Institut und die Bibliothek auf vier Standorte (NIG, Hanuschgasse, Schlickgasse und Schwarzspanierstraße) aufgeteilt.
Seit 1998 befindet sich die Fachbereichsbibliothek am Campus der Universität Wien in einem Teil des Alten AKH, der von 1784 bis 1908 die Geburtenstation beherbergte. Durch das nebenan befindliche Tor der „heimlichen Schwangeren“ gingen neben vielen anderen Frauen auch jährlich hunderte Schwangere, die gegen Bezahlung im Gebärhaus anonym entbinden konnten.

Seit der Errichtung der Fachbibliothek, später Fachbereichsbibliothek, Romanistik im Jahre 1986 wurde die Leitung der Bibliothek erstmals von einer Bibliothekarin wahrgenommen. Frau Dr. Maria Lauber leitete die Bibliothek von 1986 bis zu ihrer Pensionierung im Dezember 2007.

Bestandsbeschreibung

Bei einem Gesamtbestand von rund 75.000 Bänden sind ca. 2.950 Bände bis 1900 erschienen, davon 80 zwischen 1750 und 1800 und 2.870 im 19. Jh. Den Forschungsschwerpunkten der Romanischen Philologie des 19. Jahrhunderts entsprechend, dominiert das Französische mit 1.850 Bände, gefolgt vom Italienischen mit 700 Bänden.

Aufzeichnungen über den Bestandsaufbau bzw. über die Aufstellung aus den Anfängen der Bibliothek haben sich nicht erhalten. Die ursprünglichen, während der NS-Zeit neu vergebenen Signaturen lassen eine Fachgruppeneinteilung (mit Untergruppen) erkennen. 1973 wurde die Aufstellung nach Fachgruppen beendet und das Numerus-currens-System eingeführt. Mit der Übersiedlung (1998) in den Campus erstellte Frau Dr. Maria Lauber eine eigene Sachsystematik, nach der die Bücher im Freihandbereich zur Benutzung aufgestellt sind.

Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek

Aldouri-Lauber, Maria: Die Fachbibliothek für Romanistik. Retro-Perspektive einer wissenschaftlichen Institution. Wien 1988 [mschr.]
Aldouri-Lauber, Maria: Fachbibliothek für Romanistik an der Universität Wien. In: Wilma Buchinger und Konstanze Mitterdorfer: Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich. Bd. 1 Wien. Teil 1, S. 247f.
Weihs, Kurt: Geschichte der Lehrkanzeln und des Seminars für romanische Philologie der Universität Wien. Wien 1950 (Diss. Wien 1950, mschr.)