Malanggan-Maske "Tatanua" aus Neu-Irland

Malanggan-Maske "Tatanua" aus Neu-Irland

Holz, Stoff, Pflanzenfaser, Gips
2. Hälfte 19. Jhdt.
Aus der Sammlung des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie


Bei dieser Malanggan-Maske handelt es sich um eine "Tatanua", eine von vielen Maskenarten, die bei den Malanggan-Feiern auf der Pazifikinsel Neu-Irland in Papua-Neuguinea verwendet wurden. Darauf lässt die auffällige Faserraupe am Scheitel schließen, die eine früher mit großer Mühe hergestellte Trauerfrisur der Männer nachahmen soll. Auffällig und typisch sind auch die aus den Verschlussdeckeln der Meeresschnecke turbo petholatus gefertigten Augen.

Malanggan-Feiern sind Trauerfeiern und stellen den Mittelpunkt des zeremoniellen Lebens auf Neu-Irland dar. Sie finden erst geraume Zeit nach dem Ableben eines Menschen statt, da eine lange Vorbereitungszeit zum Herstellen der Bildwerke und zur Bereitstellung der Speisen nötig ist, die zur Feier benötigt werden. Die Masken stellen den Totengeist einer bestimmten Person dar und werden vor der Totenfeier geschnitzt, während des Festes von Tänzern getragen und anschließend in bestimmten Kulthütten für die nächste Feier aufbewahrt und zur Schau gestellt. Ein Teil der Malanggan-Feier ist der Initiation der Knaben gewidmet. Bei der Feier werden Beziehungen zwischen lebenden und verstorbenen Clanangehörigen geknüpft und die Gemeinschaft durch neue, mündig gewordene Mitglieder erweitert.

Diese Maske kam durch den Sammler Richard Parkinson (1844–1909), der als Handelsvertreter eines deutschen Handelshauses auf Samoa tätig war, nach Wien. Von dort aus erforschte er die umliegende Inselwelt und brachte durch seine rege Sammeltätigkeit zahlreiche Objekte nach Europa. In seinem Hauptwerk Dreißig Jahre in der Südsee beschreibt er ausführlich Masken und Maskentänze, Sagen und Märchen, Totemismus und Geheimbünde, sowie die Sprachenvielfalt rund um die Inselwelt Neu-Irlands.

Text: Katharina W. Haslwanter, Foto: Cathrin Lipowec