Refraktor von Clark & Sons

Refraktor von Clark & Sons

30cm-Refraktor, Alvan Clark & Sons, 1873
Durchmesser des Objektivs: 30 cm, Brennweite: 5,06 m
Signatur am okkularseitigen Ende: Clark, Massachusetts
Tubus und Montierung vermutlich nicht von Clark
Aus der Westkuppel der Universitätssternwarte Wien


Der historische, fünf Meter lange Refraktor in der Westkuppel der Universitätssternwarte wurde im Jahre 1876 um einen Preis von 15.000 Gulden angekauft, was einem heutigen Wert von ungefähr 350.000 Euro entspräche. Vier Jahre dauerte die Fertigstellung sowie die Inbetriebnahme in der Kuppel, ehe am 5. Oktober 1880 die erste offizielle Beobachtung in Wien durchgeführt werden konnte – drei Jahre vor der feierlichen Eröffnung der Sternwarte durch Kaiser Franz Joseph.

Dieser Refraktor mit einer freien Öffnung von 30 cm wurde von der Firma Alvan Clark & Sons aus Boston fabriziert, welche sich im 19. sowie frühen 20. Jahrhundert auf die Herstellung der größten überhaupt je gefertigten Teleskoplinsen spezialisierte. Im Jahr 1897 sollte dieselbe Firma sogar den bis heute weltgrößten funktionierenden Refraktor für das Yerkes-Observatorium der Universität Chicago herstellen – mit noch viel imposanteren Dimensionen: 102 cm Linsendurchmesser, 19,4 Meter Länge und 20 Tonnen beweglicher Masse.

Erst vor kurzem wurde der Wiener Clark-Refraktor technisch verbessert, indem er eine neue Steuerung (Rektaszensionsantrieb inklusive Feinbewegung) erhielt. Ermöglicht wurde dies durch das Projekt “Die Sammlungen der Universität Wien”, Mitarbeiter der Werkstätte des Instituts für Astrophysik, Dr. Hans-Georg Stöhr sowie einer Gruppe von Amateurastronomen, die seit Jahrzehnten das Gerät benutzt und betreut.

Nunmehr ist das beeindruckende Fernrohr wieder vollkommen funktionstüchtig. Bei zahlreichen Führungen war das Instrument schon bisher im Einsatz und ist ab jetzt komfortabler zu bedienen als bisher. Die Abbildungsqualität des Refraktors ist außerordentlich. Zahlreiche Planetenaufnahmen, die von der erwähnten Gruppe von Amateurastronomen aufgenommen wurden, belegen dies in eindrucksvoller Weise etwa die Aufnahmen der Himmelskörper Mars (08.01.2008), Jupiter (13.11.2011) und Saturn (März 2007). - Kleine Fotos in einer PDF-Datei.

In kleinem Ausmaß wurden und werden auch wissenschaftliche Messdaten mit dem Instrument gewonnen, so etwa Lichtkurven von Veränderlichen Sternen.

Text: Stefan Wallner, BSc; Fotos: Peter Wienerroither (großes Foto), Michael Grünanger und Hans Jasicek