Grasbaum

Grasbaum

Xanthorrhoea glauca subsp. glauca
Pflanzenfamilie: Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae)
Wuchshöhe: 2 – max. 6 Meter
Aus dem Botanischen Garten der Universität Wien
Standort: Eingangsbereich


Der Grasbaum steht seit Jahrzehnten im Botanischen Garten der Universität Wien, hat jedoch noch nie geblüht. Mangels Blüte konnte daher bislang auch nicht bestimmt werden, um welche der 28 Grasbaum-Arten es sich bei diesem Exemplar handelt. Mitte April 2019 hat sich nun die erste Knospe geöffnet und der Grasbaum damit sein Geheimnis preisgegeben: Es handelt sich um Xanthorrhoea glauca, genauer um die Unterart (Subspezies) X. glauca glauca, die entlang der Ostküste Australiens verbreitet ist. Es gibt auch noch eine zweite Unterart: X. glauca subsp. angustifolia. X. glauca wurde erst 1986 als eigene Art anerkannt, davor wurde sie zur Art X. australis gezählt. Kennzeichnend für X. glauca ist unter anderem das Verhältnis von Schaft zu Ähre des Blütenstands – die Ähre ist deutlich länger. Bei der Pflanze des Botanischen Gartens ist der (hinter den Blättern versteckte) blütenlose Schaft 66 cm lang, die blütentragende Ähre misst hingegen 170 cm. Weiters ausschlaggebend für die Bestimmung sind die fadenförmigen Hochblätter der Blütenbüschel, die über die gesamte Ähre verteilt sind. Auch die grau-grünliche Farbe der Blätter ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Sie gibt dem Grasbaum seinen Namen: Xanthorrhoea glauca bedeutet „Graugrüner Grasbaum“.

Grasbäume aus der Familie der Xanthorrhoeaceae gibt es nur auf dem australischen Kontinent. Grasbäume wachsen in der Regel ausgesprochen langsam, dafür können sie sehr alt
werden. Die ältesten Exemplare werden auf bis zu 450 Jahre geschätzt. Grasbäume sind feuer-tolerant, manche Arten brauchen Feuer sogar als Stimulans, um überhaupt Blütenstände auszubilden. Manche Grasbaum-Arten scheinen stammlos zu sein, ihr Stamm mit der Vegetationsknospe liegt aber unterirdisch und ist so vor Feuer geschützt.

Über die Herkunft des Grasbaums im Botanischen Garten kann derzeit nur spekuliert werden. Sicher ist, dass die Pflanze sehr alt ist. Das lässt sich aus der Größe der Pflanze bzw. der Mächtigkeit des Stamms schließen. Schon aus 1842 liegt ein katalogisierter Bestand der Pflanzen des Botanischen Gartens vor, in dem die Gattung Xanthorrhoea aufgeführt ist. In einem Verzeichnis der Gewächshauspflanzen von 1879 sind vier Grasbäume erwähnt. Womöglich kam unser Grasbaum mit einer Sendung nach Wien, die der Botaniker Baron Ferdinand von Müller (1825–1896) in dieser Zeit nach Wien schicken ließ. Müller war ab 1853 als Botaniker von der Regierung der Kolonie Victoria (Australien) angestellt.

Mittlerweile ist der Grasbaum verblüht. Nun entwickeln sich zahlreiche kleine Früchte entlang der Ähre. Sollten die Früchte reifen, könnte es nächstes Jahr Grasbaum-Nachwuchs geben.

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Text: DI Barbara Knickmann & Mag. Dr. David Bröderbauer; Fotos: Rudolf Hromniak, FOI Anton Sieder