Aussicht vom Hirzberg (2044 m) gegen Westen, 1876
Fotografie von Friedrich Simony (1813–1896)
Albuminabzug mit Rasterhandzeichnung
Inventarnummer: ohne
Aus der Nachlass-Sammlung Friedrich Simony
Friedrich Simony, der bedeutendste österreichische Geograph des 19. Jahrhunderts, gründete mit Unterstützung von Staatskanzler Fürst Metternich (1773–1859) und Unterrichtsminister Leopold Graf von Thun-Hohenstein (1811–1888) das Geographische Institut der Universität Wien und wurde am 19. April 1851 von Kaiser Franz Josef I. zum ersten ordentlichen Professor der Geographie an der Universität Wien ernannt. Simony war ein Vertreter der physikalischen (heute: physischen) Geographie, sein Hauptforschungsinteresse galt Seen, Gebirgen und Gletschern. Die eingehende Erforschung und Erschließung des Dachsteingebietes wurde zu seiner Lebensaufgabe und gipfelte in der Veröffentlichung des mit Fotografien reich illustrierten Werkes "Das Dachsteingebiet. Ein geographisches Charakterbild aus den österreichischen Nordalpen" (erschienen in drei Lieferungen 1889, 1893 und 1895) Exemplar im Bestand der UB Wien, auch elektronisch verfügbar .
Bis ins hohe Alter war Simony selbst noch am Dachstein unterwegs, nahm Messungen vor und sammelte Daten. Seit Beginn seiner Forschungen von der Bedeutung wissenschaftlicher Landschaftsdarstellungen überzeugt, fertigte er zunächst mit Stift, Pinsel und diversen Messgeräten ausgesprochen naturgetreue Bergpanoramen an. Es lag ihm dabei nicht an der künstlerischen Wirkung, sondern der präzisen Wiedergabe geomorphologischer Erscheinungen. Aus diesem Grund verfolgte er auch seit den 1860er-Jahren mit großem Interesse die Entwicklungen der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Hochgebirgsfotografie. Erst um 1875 aber, als das Medium seinen hohen Anforderungen entsprach, nahm er selbst eine Kamera in die Hand und setzte als erster Geograf Österreichs in großem Umfang Lichtbilder systematisch für sein Fach ein.
Friedrich Simony hatte klare Vorstellungen zu seiner universitären Lehre. Da er im genauen Studium sowie der Wiedergabe landschaftlicher Formationen und Gesteinsstrukturen eine Methode wissenschaftlicher Erkenntnis sah, sollten die Studierenden (damals primär Lehramtskandidaten) neben Vorlesungen auch praktische Übungen absolvieren, die das Zeichnen von Landschaften und graphischen Darstellungen zum Inhalt hatten. Eine im Nachlass Simony erhaltene, von roten Linien überzogene Dachstein-Fotografie legt Zeugnis über seine Unterrichtsmethoden ab: Der Raster erleichterte den Studierenden das Nachzeichnen und diente gleichzeitig der "Schärfung des Auges". Nach der Emeritierung Simonys im Jahre 1885 wurden diese Übungen aus dem Lehrplan gestrichen, sein Nachfolger Albrecht Penck (1858–1945) legte darauf keinen Wert mehr.
Das Objekt des Monats Oktober 2019 befindet sich im Teilnachlass Simony, der neben Zeichnungen, Skizzen, Malereien auch eigens angefertigte Lehrmittel für den Unterricht sowie ein umfangreiches Konvolut an Fotografien beinhaltet. Die Sammlung wird an der Fachbereichsbibliothek Geographie und Regionalforschung der Universität Wien aufbewahrt und ist für wissenschaftliche Zwecke nach vorheriger Terminvereinbarung zugänglich.
Text: Alexandra Gappmayr und Magdalena Vuković