Medaille zum 300-jährigen Gründungsjubiläum des Kaufhauses Mitsukoshi

Medaille zum 300-jährigen Gründungsjubiläum des Kaufhauses Mitsukoshi

Mitsukoshi, Medaille zum 300-jährigen Gründungsjubiläum (1972)
Künstler: KATORI Masahiko
Durchmesser: 86,0 mm
Gewicht: 222,24 g
Zink (?), schwarz lackiert
Inv.-Nr.: 21.922 (Zugang 2010)
Aus der Numismatischen Sammlung
bzw. Sammlung des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte 


"This is Japan." – mit diesem Motto wirbt das traditionsreiche japanische Warenhaus Mitsukoshi seit 2015. 1673 in Tokio – damals noch Edo – unter dem Namen "Echigoya" im heutigen Stadtteil Nihonbashi  gegründet, setzte der Bekleidungshändler auf innovative Verkaufsstrategien: So ermöglichte Echigoya unter anderem durch das individuelle Zuschneiden der Stoffe anstelle der damals üblichen Verkaufsmenge in ganzen tan-Einheiten (1 tan = ca. 991,736 m²) auch Menschen abseits der wohlhabenden Oberschicht den Zugang zum Kimono, was zu dessen Popularität unter der einfachen Stadtbevölkerung beitrug. 1683 führte Echigoya außerdem Fixpreise ein – zum ersten Mal in der Weltgeschichte, wie sich Mitsukoshi heute rühmt. Auch in das Wechselgeschäft stieg Echigoya ein und legte somit den Grundstein für die heutige "Sumitomo Mitsui Banking Corporation". Der Name "Mitsukoshi" wurde ab 1872 geführt. Als Hoflieferant baute Mitsukoshi seinen finanziellen wie auch politischen Einfluss gewaltig aus, sodass sich nach der Meiji-Restauration 1868 eines der größten Firmenkonglomerate Japans herausbilden konnte.

1904 kündigte der Bekleidungshändler Mitsukoshi an, ein "department store" nach US-amerikanischem Vorbild werden zu wollen und das Warenangebot nicht nur auf Textilien zu beschränken. In den darauffolgenden Jahrzehnten entstanden zahlreiche Zweigstellen: 1914 erfolgte die Eröffnung des neu errichteten Hauptgebäudes in Nihonbashi, in dem die ersten Rolltreppen Japans eingesetzt waren. Auch die erste Modenschau in Japan fand 1927 in diesen Räumlichkeiten statt. Seit 1930 beherbergt das Warenhaus außerdem eine Wurlitzer-Orgel mit drei Manualen und 89 Registern, die heute noch jeden Freitag, Samstag sowie Sonntag um 10, 12 und 15 Uhr bespielt wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Expansion in andere Erdteile, auch wenn in den 1980er Jahren Geldwäsche- und Kunstfälschungsskandale einen Schatten auf Mitsukoshi warfen. Heute unterhält Mitsukoshi als Teil der "Isetan Mitsukoshi Holdings" elf Warenhäuser in größeren japanischen Städten, jeweils eines in Italien, Taiwan und den USA sowie kleinere Filialen in Japan.

Im November 1972 wurden anlässlich des bevorstehenden 300-jährigen Gründungsjubiläums Medaillen ausgegeben. Die Gestaltung der Medaille übernahm KATORI Masahiko  (1899—1988), der fünf Jahre später mit dem Titel "Bewahrer eines wichtigen immateriellen Kulturguts" – umgangssprachlich auch "Lebender Nationalschatz" genannt – ausgezeichnet wurde. Der Sohn des Metall-Kunsthandwerkers KATORI Hotsuma (1874–1954) ist insbesondere für buddhistische Tempelglocken und andere liturgische Gerätschaften bekannt. Seine Signatur, das Zeichen 正 ("masa" von Masahiko) in einem Quadrat, ist auf der Vorderseite der Medaille unter dem Schweif des Löwen zu finden. Weitere von Katori angefertigte Medaillen sind jedoch nicht bekannt.

Auf dem Revers werden der Anlass, Herausgeber sowie das Datum genannt:

創業三百年記念 / 株式會社 三越 / 昭和四十七年十一月 // 1972
(= "300-jähriges Gründungsjubiläum / Mitsukoshi AG / November Shōwa 47 // 1972")

Die Jahresangabe erfolgt hier also zweifach: einmal als Jahr 47 der Ära Shōwa (1926—1989) und einmal nach dem gregorianischen Kalender.

Der Avers zeigt hingegen einen Löwen, der mittlerweile zu einem Symbol der Kaufhauskette geworden ist: Der Eingang jeder Mitsukoshi-Filiale wird von Löwenstatuen bewacht. Den Ursprung dieser Tradition begründete die Installation zweier solcher Skulpturen vor dem Hauptsitz 1914. Das originale Löwenpaar in Nihonbashi (nach dem Vorbild der vier Bronzelöwen um die Nelsonsäule auf dem Londoner Trafalgar Square) überstand sowohl das Große Kantō-Erdbeben im Jahr 1923 als auch die Luftangriffe auf Tokio im Zweiten Weltkrieg. So imposant der hier abgebildete Löwe auch aussehen mag, realiter erwecken die Mitsukoshi-Torwächter einen milderen Eindruck: Im Gegensatz zum stehenden Löwen auf der Medaille liegen die Löwen vor den Eingängen der Warenhäuser. Nicht selten werden die Löwenstatuen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch geschmückt oder bekleidet. Im Zuge der Corona-Krise erhielten einige Löwen auch Stoffmasken in entsprechender Größe.

Nur wenige Hundert Meter vom Mitsukoshi-Hauptstandort in Nihonbashi befindet sich ein weiteres Warenhaus mit einer fast 200-jährigen Geschichte: Takashimaya. Aufgrund der räumlichen Nähe fechten Mitsukoshi und Takashimaya seit jeher einen Konkurrenzkampf aus. Den Kimono in einem frühlingshaften Grün für das traditionelle Shichi-go-san-Fest  zur Feier des Erreichens eines bestimmten Alters (3 Jahre und 7 Jahre für Mädchen, 5 Jahre für Buben) erwarb die Autorin dieses Textes jedoch nicht in Mitsukoshi, sondern in Takashimaya.

Quellen (in japanischer Sprache):

MITSUKOSHI ISETAN HOLDINGS (o. J.): Mitsukoshi no ayumi (2008 nendo~). Firmenchronologie (bis 2008) 

MITSUKOSHI ISETAN HOLDINGS (o. J.): Mitsukoshi Isetan gurūpu no ayumi. Firmenchronologie (ab 2008) 

UCHIDA, Junko (2016): Nihonbashi Mitsukoshi honten ni okeru paipuorugan dōnyū ni tsuite. Bulletin of The National Museum of Japanese History, 197, 159—173. Zeitschrift elektronisch verfügbar, dieser Beitrag als PDF

TŌKYŌ BUNKAZAI KENKYŪSHO (2014; letzte Überarbeitung 2019): Katori Hotsuma. Künstlerbiografie 

TŌKYŌ BUNKAZAI KENKYŪSHO (2014; letzte Überarbeitung 2019): Katori Masahiko. Künstlerbiografie 

Text und Foto: Kana Totsuka, BA