Aufgeschlagenes Buch mit handschriftlichen Anmerkungen. © Ebru Durukan und Lena Fuchs

Wussten Sie schon...?


Die Ausbildung der Schüler an der Konsularakademie

Die Jahrgänge an der Konsularakademie waren meist klein, die Gesamtzahl der Schüler umfasste durchschnittlich 20 bis 30 Personen. Im Jahr 1808 wurde das Tragen einer eigenen Uniform, bestehend aus einem Frack, Epauletten, Degen und einem Zweispitz als Kopfbedeckung Pflicht. Die Schüler kamen aus verschiedenen Teilen der Monarchie und waren in einem Internat untergebracht. Eine adelige Herkunft war zwar keine Aufnahmevoraussetzung, dennoch stammte der Großteil der Schüler aus Adelsfamilien.

Unter der Leitung des ersten Direktors der orientalischen Akademie, dem Jesuitenpater Joseph Franz (Direktor von 1754-1769) lag der Schwerpunkt auf dem Erlernen der osmanisch-türkischen sowie lateinischen Sprache. Es wurden aber auch andere Fächer wie Geschichte und Geografie, sowie weitere Sprachen unterrichtet. Sein Nachfolger Pater Johann Nekrep (Direktor von 1770-1785) erweiterte den Lehrplan um die arabische und persische Sprache.

1812 wurde unter Pater Franz Höck ein neuer, wesentlich erweiterter Studienplan fixiert, der die Heranbildung von Beamten und weniger eine reine Dolmetscherausbildung als Ziel hatte. Nun fanden sich juridische Fächer im Curriculum der Schüler, aber auch Kalligrafie, Zeichnen, Tanzen und Reiten wurden gelehrt.

Nach der Reorganisation und Umbenennung der Ausbildungsstätte in K. u. k. Konsularakademie im Jahr 1898, wurde den politischen und volkswirtschaftlichen Fächern mehr Raum gegeben. Die Schüler konnten fortan zwischen einem allgemeinen und einem orientalischen Zweig wählen.

Viele der Absolventen machten Karriere in der diplomatischen und konsularischen Beamtenschaft und belegten Spitzenpositionen wie die von Ministern. Zwischen 1860 und 1918 konnten sieben Außenminister - darunter Heinrich Freiherr von Haymerle - eine Ausbildung an der Konsularakademie vorweisen.

Bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert gingen viele bedeutende Orientalisten wie Joseph von Hammer-Purgstall oder Vinzenz Rosenzweig von Schwannau aus der Akademie hervor. Diese sind vor allem für die umfassende Sammlung von Druck- und Handschriften sowie die Übersetzungen von bis heute wichtigen Werken verantwortlich.


Quellenangaben

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Gruber, Susanne und Michael Götzinger, Michael Kiehn, Franz Ottner, Andreas Rohatsch, Alice Waginger, Karin Wriessnig, Stephan Holzer. Die Wiener Warenkundesammlung - Erweiterung des Datenbestandes aus der k. k. Konsularakademie: Endbericht Teil 1: Warenkunde an der Konsularakademie. Obersdorf: Forschungsverein für Warenlehre und angewandte Naturwissenschaften, 2015.

Haider-Wilson, Barbara und Maximilian Graf. Orient & Okzident: Begegnungen und Wahrnehmungen aus fünf Jahrhunderten.
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Pfusterschmid-Hardtenstein, Heinrich. Kleine Geschichte der Diplomatischen Akademie Wien: Ausbildung im Bereich der internationalen Beziehungen seit 1754. Wien: Diplomatische Akad. Wien, 2008.

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Skalweit, Lena. Dolmetscher und ihre Ausbildung im Zeitalter der europäischen Expansion: Osmanisches Reich und Afrika.
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Weisz von Starkenfels, Victor. Die kaiserlich-königliche orientalische Akademie zu Wien, ihre Gründung, Fortbildung und gegenwärtige Einrichtung. Wien: Carl Gerold, 1839.

Standortliste von Buchbeständen, Wertgegenständen der Konsularakademie, 1949. Österreichisches Staatsarchiv (OeStA), Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA), Sonderbestände, Archiv der Konsularakademie, 114-10.

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US. Embassy. Geschichte der Konsularakademie, Boltzmanngasse 16, US-Botschaft in Österreich, 27.04.2022,
https://at.usembassy.gov/de/geschichte-der-konsular-akademie-boltzmanngasse-16/, abgerufen am 15.12.2024.


An dieser Website haben Ebru Durukan, Lena Fuchs, Philipp Grabowski und Simone Mayr-Schaller im Rahmen ihres Abschlussprojekts des Universitätslehrgangs Library and Information Studies 2023/24/25 mitgearbeitet.