Gasglühstrumpf von Auer von Welsbach

Gasglühstrumpf von Auer von Welsbach

Gasglühstrumpf ("Auerstrumpf", "Inkadenzlicht") auf einem sog. "Auerbrenner", ca. 1891–1893
Zusammensetzung: 99% Thoroxyd, 1% Ceroxyd
Maße: ca. 120 x 30 mm
Aus der Historischen Sammlung des Instituts für Anorganische Chemie


Die zahlreichen Versuche, die Leuchtkraft von Kerzenlicht und Petroleumlampe zu verbessern (z.B. durch das "Kalklicht" von Drummond, 1826) gipfelten in unzähligen patentierten Glühkörpern für das Gasglühlicht (Mischungen aus "Lanthanoxyd", "Zirkonerde", "Yttererde", "Magnesia" u.a.), doch erst das von Carl Freiherr Auer von Welsbach  (1858–1929) entwickelte Rezept 99% ThO2, 1% CeO2 gab strahlend weißes Licht hoher Intensität und verhalf dem sog. "Auerlicht" zu seinem unvergleichlichen Siegeszug: ein aus Baumwollfaden oder Ramee gestrickter Strumpf wurde mit einer Th/Ce-Nitrat Lösung jener Zusammensetzung getränkt und formgebend (Form der späteren Brennerflamme) getrocknet. Anschließend wurde das Baumwollgewebe in der "leuchtenden" (nicht heißen) Bunsenbrennerflamme verbrannt. Das so erhaltene Th/Ce-Nitrat Gerüst hatte somit bereits die endgültige "Flammenform" und wurde in der "nichtleuchtenden" (heißen) Bunsenbrennerflamme zum Oxidgerüst verglüht. Erst dieses gab in der Flamme ein strahlend-weißes Licht, egal ob die Flamme mit Leuchtgas, Spiritus- oder Petroleumgas erzeugt wurde.

Auer von Welsbach hatte bei Robert W. Bunsen (1811–1899) in Heidelberg promoviert und kehrte 1882 nach Wien, um als unbezahlter Assistent am Laboratorium des Chemischen Institutes bei Prof. Adolf Lieben (1836–1914) an Proben Seltener Erden, die er aus Heidelberg mitgebracht hatte, chemische Trennmethoden zu untersuchen. Diese Arbeiten führte er in den Kellerlaborräumen der Chemischen Institute der Wiener Universität im Gebäude Währingerstraße 10 durch.

Weltweit gibt es nur mehr einige wenige (ca. 20 Stk.) dieser äußerst fragilen Zeugen der Kindertage moderner Beleuchtungstechnik – alle in der Sammlung des Instituts für Anorganische Chemie der Universität Wien bzw. dem Auer von Welsbach Museum  in Althofen/Kärnten.
Dieses Objekt ist im Rahmen der Ausstellung 150 Jahre Auer von Welsbach: Vom Glühstrumpf zum Supraleiter noch bis zum 3. September 2008 im Foyer der Universitätsbibliothek zu sehen.

Text: Ass.-Prof. Dr. Peter Unfried, Foto: Mihai Odoleanu