Durchmesser: 32 mm
Mondseekupfer (arsenhältiges Kupfer)
Spätneolithikum bzw. Beginn der Kupferzeit, 4. Jt. v. Chr.
Aus der Studiensammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte
Diese Kupferspirale wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus dem oberösterreichischen Mondsee von dem Urgeschichtsforscher Matthäus Much (1832–1909) geborgen. Much führte zahlreiche Ausgrabungen in Österreich und in Mähren durch, die dabei gesammelten Fundbestände bilden die rund 24.000 Objekte umfassende "Sammlung Much", die 1912 vom österreichischen Unterrichtsministerium angekauft wurde und einen großen Teil der Studiensammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien darstellt.
Die Spirale gehört zum neolithischen Fundmaterial der Mondsee-Gruppe, das 5.000 Jahre lang drei Meter unter der Wasseroberfläche im Schlamm des Sees erhalten blieb. Über die Funktion des 32 mm großen Objekts ist nichts bekannt, vermutlich handelt es sich um einen Ziergegenstand. Mit rund 30 weiteren Kupfergegenständen (Beil- und Dolchklingen) aus dem Mondsee bildet die Spirale eines der frühesten Kupferensembles des Ostalpenraumes und ist damit eines der ersten Belege von Metallverarbeitung im mitteleuropäischen Raum. Das Kupfer zeichnet sich durch einen hohen Arsenanteil aus und wird daher „Mondseekupfer“ genannt. Es ist aber nicht nur vom Mondsee sondern auch vom Attersee, Keutschacher See, aus dem Bodenseeraum und von den Schweizer Seen, allesamt Fundorte von Feuchtbodensiedlungen, bekannt. Durch Keramikgeräte (Gusslöffel und -tiegel) mit anhaftenden Kupferresten kann die Kupferverarbeitung nachgewiesen werden.
Seit dem Auffinden der Kupfergegenstände konnte das Rätsel um den Abbauort nicht gelöst werden. Es muss sich um ein natürliches Vorkommen gehandelt haben, denn in der frühen Metallverarbeitung war die Legierung nicht bekannt. Diese Kupfer-Arsen-Mischung ist auch typisch für Funde aus dem Karpatenbecken und dem Raum um das Schwarze Meer, wo die Metallverarbeitung schon früher als im alpinen Raum bekannt war. Trotz moderner metallurgischer Untersuchungen sind die Meinungen zum Abbauort geteilt. In Betracht kommen die nahe gelegenen bronzezeitlichen Abbauorte Mitterberg und Götschenberg aber auch das Mariahilfbergl bei Brixlegg sowie Kupfervorkommen in der Slowakei und in Tschechien.
Im Rahmen der Oberösterreichischen Landesausstellung 2008 "Salzkammergut" ist die Kupferspirale neben anderen Funden vom Mondsee aus dem Bestand der Studiensammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte noch bis zum 2. 11. 2008 im Kloster Traunkirchen zu besichtigen.
Text: Violetta Reiter, Foto: Britt Schier