Gefärbter Gips (Original aus Tuffstein)
Maße: 47 x 52 x 45-61 cm
Aus der Sammlung des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik
Im Jahr 1899 wurde in Rom am Rand des Forum Romanum der untere Teil einer beschrifteten Säule (cippus) gefunden. Dieser Säulenstumpf wurde an Ort und Stelle belassen und nur einige wenige Gipsabgüsse zur wissenschaftlichen Bearbeitung gemacht. Einer dieser seltenen Abgüsse befindet sich im Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik in Wien.
Der auf allen vier Seiten und zusätzlich auch noch auf einer abgeschrägten Kante vertikal beschriftete untere Teil des Cippus ist Träger einer der ältesten lateinischen Inschriften (7./6. Jh. v. Chr.) von insgesamt 16 Zeilen Text. Der Text ist, wie bei frühen Inschriften üblich, in Boustrophedon geschrieben (wörtl.: "wie der Ochse pflügt"), d. h. die einzelnen Zeilen des Textes wechseln die Schreibrichtung. Deshalb ist auf unserem Text entweder nur der Zeilenanfang oder nur das Zeilenende erhalten. Die Lesung sowie die philologische und sprachgeschichtliche Interpretation der Inschrift sind umstritten, zumal nicht einmal die ursprüngliche Zeilenlänge erschlossen werden kann. Die Erwähnung eines (sakralen) Königs scheint auf eine Art Kultgesetz hinzudeuten.
Nach dem bisher umfangreichsten Deutungsversuch durch den Wiener Ordinarius für Indogermanistik Heiner Eichner geht es in der Inschrift speziell um den Erlass eines Fahrverbots auf der Via sacra auf dem Forum Romanum mit dem Zweck des Schutzes von Fußgängern. Diese Auffassung der Inschrift wäre auch mit einer von anderer Seite vorgeschlagenen Interpretation des Cippus als einer Art Grenzstein vereinbar.
Text: Mag.a Dr.in Martina Pesditschek, Ass.-Prof. Dr. Wolfgang Hameter; Foto: Mag. Dr. Sven Tost