Brieftasche mit diversen Korrespondenzstücken, um 1930
Leder, Metall
Maße: 16 x 24 x 8 cm (ungeöffnet)
Aus der Sammlung Frauennachlässe
Im Jahr 1909 beschloss die 21-jährige Martha Teichmann (1888–1977), aus Liebeskummer Dresden zu verlassen und nach New York zu gehen, wo sie eine Stelle als Dienstmädchen annahm. Eigentlich wollte sie nur für einige Jahre bleiben, um über ihre gescheiterte Liebe hinwegzukommen, und um Geld zu verdienen – tatsächlich verbrachte sie aber ihr ganzes restliches Leben in den USA. Ein Enkel der Dienstgeberin von Martha Teichmann übergab ihren Nachlass 2004 der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte. Der Bestand umfasst mehr als 800 Korrespondenzstücke aus sieben Jahrzehnten, rund 400 (Kunst-)Postkarten, mehrere hundert Briefmarken, ca. 300 Fotografien, amtliche Dokumente, sowie zahlreiche kleine Gegenstände: eine Taschenuhr, Banknoten, Bücher, Handtaschen, Etuis, Bilderrahmen, Alben und ähnliches. Ihre Korrespondenzen hat Martha Teichmann nach verschiedenen, teilweise nicht nachvollziehbaren Ordnungssystemen aufbewahrt.
In dem abgebildeten Portmonee verwahrte sie insgesamt 66 Korrespondenzstücke, sechs Zeitungsausschnitte, fünf einzelne Briefmarken und eben so viele Fotografien, drei lose Zettel, zwei Visitenkarten, zwei Zeichnungen und ein herzförmiges Medaillon, in dem zwei Portraitfotografien versteckt sind. Die einzelnen Dokumente sind zwischen 1921 und 1945 datiert und wurden von Martha Teichmanns Verwandten, Freundinnen und Freunden in Deutschland, Österreich und den USA verfasst.
Die Brieftasche von Martha Teichmann ist auch im Rahmen der Ausstellung In Geschichte eingeschrieben zu sehen, in der die Sammlung Frauennachlässe in einer kleinen, sorgfältigen Auswahl die Vielfalt und den Reichtum der seit den 1990er Jahren archivierten Quellen präsentiert. Einzelne Nachlässe werden ebenso vorgestellt, wie Selbstzeugnisse verschiedener Genres: Das Tagebuch einer Achtjährigen ist zu sehen, Schriftstücke der internationalen Friedensbewegung, Feldpost aus den beiden Weltkriegen, Liebesbriefe, Fotografien und vieles mehr. Die ausgestellten Dokumente und Objekte sind regional breit gestreut, sie verbinden Länder und sogar Kontinente, kommen aus unterschiedlichen Zeiten und unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen.
Die Gestalterinnen demonstrieren die vielfältigen Möglichkeiten der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Selbstzeugnissen und möchten zum weiteren Forschen motivieren.
In Geschichte eingeschrieben -
Die Sammlung Frauennachlässe an der Universität Wien
Zeit: 16. Oktober 2008 bis 31. Jänner 2009
Ort: Foyer der Universitätsbibliothek, Universitätsring 1, 1010 Wien
Eröffnung: 16. Oktober 2008, 19.00 Uhr
Ort: Kleiner Lesesaal der Universitätsbibliothek, Universitätsring 1, 1010 Wien
Text: Maga. Li Gerhalter, Foto: Maga. Claudia Feigl