Hosta longipes

Hosta longipes

Gattung: Herzblattlilien (Funkien)
Pflanzenfamilie: Agavengewächse (Agavoideae)
Wuchshöhe: ca. 30 cm
Ursprungsland: Japan
Aus der Hosta-Sammlung des Botanischen Gartens der Universität Wien


Die Pflanzengattung Hosta hat ihre Heimat in Ost-Asien und ist dort endemisch, kommt also nirgendwo sonst auf der Welt wild vor. Verbreitungsschwerpunkt ist Japan, weitere Arten kommen in Korea, China und möglicherweise in Russland vor.
Den Grund, weshalb sich der Botanische Garten der Universität Wien mit dieser exotischen Gattung beschäftigt, bildet die rege Tätigkeit des österreichischen Botanikers und Arztes Nikolaus Thomas Host (1761–1834). In Fiume auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens geboren, kam er zur Fortsetzung und Beendigung seines Medizinstudiums nach Wien. Hier avancierte er zum Leibarzt von Kaiser Franz I., verschrieb sich aber mehr und mehr der Botanik. Er verkehrte regelmäßig im Hause Jacquin, der Familie, die mit Vater und Sohn über sieben Jahrzehnte den Botanischen Garten leitete. Host überzeugte Kaiser Franz I. von der Idee, dass auf der Fläche des Kammergartens der Habsburger neben dem Belvedere, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Botanischen Garten, ein "Garten der Kronländer" entstehen sollte. Host wurde zum Leiter dieses Gartens ernannt. Bis zu seinem Tod 1834 widmete sich Host der Sammlung, Anzucht, Präsentation und Beschreibung der "Flora austriaca". Seit 1929 ist der "Garten der Kronländer" Teil des Botanischen Gartens und wird "Host'scher Garten" genannt. Dort werden seit ca. 20 Jahren wieder, wie einst unter Host, schwerpunktmäßig Ausschnitte aus der Flora von Österreich gezeigt.

Hosts Botaniker-Kollege Leopold Trattinnick (1764–1849) benannte 1812 eine damals noch recht unbekannte und bis dahin unter verschiedenen, aber nicht gültigen Namen laufende Pflanzengattung nach Nikolaus Thomas Host: die botanische Gattung Hosta. Es sollte jedoch noch einige Jahrzehnte dauern, bis dieser Name durch einen Beschluss auf einem internationalen Botaniker-Kongress 1905 als gültig festgeschrieben wurde, und dieser Kongress tagte ausgerechnet in Wien!

Zu Hosts Zeiten kannte man nur zwei verschiedene Hosta-Arten. Ob Host selbst je ein lebendes Exemplar der Gattung gesehen hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Die Gattung führte jahrzehntelang ein Schattendasein, weder von der Wissenschaft noch von Liebhabern übermäßig beachtet. Erst in den 1960/70er-Jahren wurde die Hosta als interessante Gattung "wiederentdeckt". Man begann, sich systematisch mit der Gattung zu befassen, auf wissenschaftlicher wie auf gärtnerischer Ebene. In ihrer Heimat wurde nach weiteren Arten und neuen Standorten gesucht. Durch die Gründung der "Hosta-Society", eines Liebhaber-Vereins in den USA, nahm auch die züchterische Bearbeitung einen rasanten Aufschwung. Hostas hybridisieren sehr leicht, auch am Naturstandort gibt es buntlaubige Typen: ideale Grundvoraussetzungen für Auslese- und Züchtungsarbeit. Derzeit werden über 40 Arten anerkannt. Eine endgültige Erforschung und Beschreibung der Arten steht allerdings noch aus. Die Zahl der gärtnerischen Sorten geht in die Tausende, registriert wurden allein über 4.500 (Stand 2009). Hostas sind ausgesprochen beliebte, vielseitig zu verwendende und dabei pflegeleichte Gartenpflanzen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Anlässlich des 250. Geburtstags von Nikolaus Thomas Hosts im Jahr 2011 hat der Botanische Garten schon einige Jahre vor diesem Jubiläum begonnen, eine Hosta-Sammlung aufzubauen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Wildarten, von denen inzwischen mehr als 20 im Botanischen Garten kultiviert werden. Die Pflanzen stammen z. T. aus eigenem Anbau (Anzucht aus Samen aus dem Internationalen Samentausch), von anderen botanischen Gärten und von spezialisierten Gärtnereien. Aus Anlass des 250. Geburtstages von Nikolaus Thomas Host wurde ein Teil der Hosta-Sammlung während der alljährlich im April stattfindenden Raritätenbörse in einer Schau präsentiert.

Ab Juni 2011 gibt es im Botanischen Garten eine "horticulturelle Installation", die den Titel Hosta Superstar  trägt und von Studierenden der Klasse für Landschaftsdesign an der Universität für angewandte Kunst unter der Leitung des britischen Künstlers und Landschaftsdesigners Tony Heywood gestaltet wird. Sie vereint Erkenntnisse aus der Auseinandersetzung mit Begriffen wie natürlich/künstlich, wissenschaftlichen Methoden einst und jetzt, Chaos und Ordnung in einer zeitgemäßen künstlerischen Äußerung innerhalb des wissenschaftlich agierenden Gartens. In der Installation werden Hosta-Sorten und Arten aus der Sammlung des Botanischen Gartens verwendet. Die Installation wird für einige Jahre an genau jenem Ort zu sehen sein, an dem Nikolaus Thomas Host vor 200 Jahren seine Sammlung der "Flora austriaca" anlegte.

Die Hosta-Sammlung des Botanischen Gartens soll in den nächsten Jahren um die noch fehlenden Wildarten weiter ergänzt werden. Während umfangreiche Sammlungen von Hosta-Sorten keine Seltenheit sind, sind gute, verlässliche Sammlungen der Wildarten in botanischen Gärten kaum anzutreffen. Der Botanische Garten der Universität Wien sieht im weiteren Aufbau und der Pflege dieser Sammlung gerade durch den geschichtlichen Hintergrund eine besondere Herausforderung.

Installation:



    HOSTA SUPERSTAR - eine horticulturelle Installation



    Eröffnung: Do, 9. Juni 2011, 18:00 Uhr (gemeinsam mit der Ausstellung Pietro Porcinai )

    Ort: Botanischer Garten der Universität Wien, Rennweg 14, 1030 Wien

    Öffnungszeiten: Ganzjährig im Rahmen der Öffnungszeiten des Botanischen Gartens


Informationsblätter:

Text und Foto: DIin Barbara Knickmann