Modell des Hauerelefanten Deinotherium giganteum, um 1930
Franz Roubal (1889–1967)
Bronze
Länge: ca. 60 cm
Aus der Paläontologischen Sammlung
Rekonstruktionen von ausgestorbenen Tieren gehören zu den Themen der Paläobiologie, die auch außerhalb der Fachkreise großes Interesse finden. Deinotherien waren riesige Tiere mit über vier Meter Höhe und einem Gewicht von mehr als sieben Tonnen. Sie lebten zwischen 12 und 3 Millionen Jahren auch in Mitteleuropa, die besten Fundstellen von Österreich liegen in der Umgebung von Hollabrunn und Eggenburg sowie im Grazer Becken.
Der zoologische Name "Deinotherium giganteum" bedeutet "riesiges Schreckens-Tier". Die Deinotherien waren aber harmlose Pflanzenfresser, die zur Gruppe der Rüsseltiere gehören, waren also Verwandte der Elefanten. Sie hatten auch einen langen Rüssel, mit dem sie wie die heutigen Elefanten die Blätter von den Bäumen abzupften und zum Maul führten. Ein wichtiger Unterschied zu diesen sind die über einen Meter langen Stoßzähne, die im Unterkiefer sitzen und nach unten gerichtet sind. Gebrauchsspuren verraten uns, dass Deinotherien die mächtigen Stoßzähne zum Entwurzeln von Bäumen verwendet haben, um auch die Blätter der Wipfel zu erreichen.
Das abgebildete Modell entstand um 1930 unter der Leitung des damaligen Vorstands des Paläontologischen und Paläobiologischen Instituts Othenio Abel (1875–1946) und wurde von dem Maler und Bildhauer Franz Roubal (1889–1967) ausgeführt, der nicht nur ein hervorragender Maler der rezenten Tierwelt sondern auch Rekonstrukteur ausgestorbener Tiere (z. B. Höhlenbär, Mastodon) war. Es zeigt, dass die säulenförmigen Beine schlanker waren als bei den heutigen Elefanten und dass die Vorderextremitäten länger waren als die hinteren Beine. Das Aussterben der Deinotherien vor ca. 3 Millionen Jahren wurde wahrscheinlich durch das warm-trockene Klima des Pliozäns verursacht oder durch die Konkurrenz der um diese Zeit eingewanderten echten Elefanten.
"100 Jahre Paläobiologie an der Universität Wien"
Datum: Freitag, 11. Mai 2012
Ort: Institut für Paläontologie, Geozentrum, UZA II
Uhrzeit: 10.00–18.00 Uhr
Text: emer. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gernot Rabeder, Foto: Rudolf Gold