Huia, Hopflappenvogel
Heteralocha acutirostris (GOULD, 1837)
ausgestorben, doch höchst bemerkenswert!
Aus der Zoologischen Sammlung
Bei diesen Individuen handelt es sich um zwei aufgezogene Bälge des bereits ausgestorbenen Hopflappenvogels, Heteralocha acutirostris (GOULD, 1837) im Englischen auch Huia genannt, welche Teil der Zoologischen Sammlung der Universität Wien sind. Der Huia wird von der IUCN (International Union for Conservation of Nature), einem internationalen Gremium zur Konservierung bedrohten Lebens, welches jährlich die Rote Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten herausgibt, als seit dem Jahre 1907 ausgestorben geführt.
Die Māori verehrten in ihrer Mythologie den Huia als "tapu", eine geheiligte Entität, und es war ausschließlich sehr distinguierten "Chiefs" erlaubt, sich mit den besonderen Federn des Hopflappenvogels zu schmücken. Moderne Theorien erklären die besondere Stellung des Huias innerhalb der Mythologie aufgrund der sozialen Strukturen zwischen den beiden Geschlechtern – Strukturen, die sich, anthropomorph betrachtet, in Treue und Hingebung äußern und somit beispielhaft für anzustrebende Qualitäten einer Kultur stehen. Trotz eines sorgsamen Umgangs der Māori mit ihrer Umgebung kam es durch Lebensraumzerstörung, Einfuhr von Predatoren und exzessive Besammlung der Huias zum Aussterben dieser Art.
Darwin (1871) war ebenso fasziniert vom Huia und hebt in seinem Werk, The descent of man and selection in relation to sex, die Besonderheit des geschlechtsdimorphen Schnabels als Beispiel für sexuelle Selektion hervor. Rezente Forschungsergebnisse zeigen ein anderes Bild. Sie leiten die divergierende Schnabelform von unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten ab, wobei dem Männchen eine spechtähnliche Ernährungsweise nachgesagt wird, indem dieses Rindenstücke entfernt, hingegen das Weibchen mit langem, gebogenem Schnabel gut in tiefere Holzschichten vordringen kann. Der Schnabel diente vorwiegend als geschlechts-charakteristisches Merkmal, vor allem wenn es um die Bestimmung von Museumsmaterial ging. Die natürliche Variabilität der Schnabelform zeigt aber, dass es auch Weibchen mit kürzeren Schnäbeln gibt, wodurch eine Geschlechtszuordnungung nach der Schnabelform problematisch wird.
Mit Hilfe von analytisch-genetischen Methoden kann dieses Dilemma umgangen werden. Es gibt molekulare Geschlechtsbestimmungsmethoden, sogenannte Microsatelliten-Analysen, welche gewährleisten, dass man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit geschlechtsspezifische Genabschnitte auffinden kann. Da die Qualität der DNA mit der Dauer der Lagerung abnimmt, bedient man sich diffiziler Techniken, "ancient DNA"-Verfahren, um erfolgreich aus tierischen Präparaten, welche mitunter schon geraume Zeit in Museumssammlungen aufbewahrt werden, Sequenzdaten rekonstruieren zu können. Die rapide technische Entwicklung moderner genetischer Methoden, z. B. des "next generation sequencing", erlaubt es mittlerweile, noch intensiver in den genetischen Mikrokosmos vorzudringen.
Exemplare der Huias aus der Zoologischen Sammlung der Universität Wien werden gegenwärtig im Rahmen einer Pilotstudie mit den genannten Methoden untersucht. Die bislang erzielten Ergebnisse sehen vielversprechend aus.
Text und Foto: Maximilian Petrasko