Keramikgefäß aus Turah

Keramikgefäß aus Turah

Grabungsfund von Hermann Junker (1877–1962)
Höhe: 20,9 cm
Durchmesser: 10,5 cm
Aus der Ägyptischen Sammlung


Das Objekt dieses Monats befindet sich heute am Institut für Ägyptologie und trägt die Inventarnummer IÄ18. Es handelt sich um ein Keramikgefäß aus den Grabungen des Institutsbegründers Hermann Junker (1877–1962), der zu Beginn des 20. Jahrhunderts an verschiedenen Orten in Ägypten und Nubien, insbesondere im frühzeitlichen Friedhof von Turah tätig war, wo dieses Gefäß entdeckt wurde. Der Fundort liegt wenige Kilometer südlich von Kairo und ist innerhalb der Ägyptologie nicht nur wegen seiner qualitätsvollen Kalksteinbrüche gut bekannt, sondern gerade auch wegen der von Junker entdeckten ca. 600 Gräber aus der Frühphase des pharaonischen Ägypten. Dieser Friedhof gehörte damals zur Stadt Memphis, die später Hauptstadt des pharaonischen Territorialstaates werden sollte.

Das hier vorgestellte Gefäß ist 20,9 cm hoch und hat einen Randdurchmesser von 10,5 cm. Es ist von Hand geformt und aus feinem ägyptischem Mergelton hergestellt, was darauf hinweist, dass es zusammen mit seinem Inhalt (wahrscheinlich Öl) als Handelsgut aus dem südlichen Niltal importiert wurde, wo derartige Keramik bereits seit Generationen auf industriellem Niveau gefertigt worden war. Seine leicht zylindrische Form und das wellige Dekorationsmuster unterhalb des Randes erlauben uns, es ca. 100 Jahre vor den Beginn der 1. Dynastie der Pharaonen zu datieren, also um 3.200 v. Chr. Es bezeugt daher sehr schön, wie die Einwohner des frühen Memphis bereits schon sehr bald, also noch bevor das Niltal unter der politischen Herrschaft des ersten dynastischen Königshauses stand, mit anderen Regionen Ägyptens in Handelskontakt standen. Dies führte schließlich u. a. dazu, dass solche Handelsgüter dann auch als Grabbeigaben in den Gräbern der breiten Bevölkerung der Stadt fungierten, wo sie zur Versorgung des Toten im Jenseits dienen sollten.

Öl, der mögliche Inhalt dieses Gefäßes, war ein kostbares Gut. Es wurde nicht nur für die Zubereitung von Speisen verwendet, sondern kam auch in der Körperhygiene und in Ritualen zum Einsatz. Hauptsächlich wurde es aus Pflanzen wie Leinsamen, Rizinus und Erdmandel sowie aus den Früchten des Meerrettichbaumes (Moringa oleifera) und des Zachunbaumes (Balanites aegyptica) gewonnen.

Text und Foto: Univ.-Prof.in Dr.in E. Christiana Köhler