Art: Madagaskar-Vanille (Vanilla madagascariensis Rolfe)
Gattung: Vanille (Vanilla)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Blütengröße: bis zu 8 cm
Aus dem Botanischen Garten der Universität Wien
Seit einigen Jahren wird im Botanischen Garten der Universität Wien eine Sammlung von Arten der Gattung Vanilla aufgebaut. Ziel ist es, möglichst viele Wildarten in den Gewächshäusern des Gartens zu kultivieren, um vergleichende Studien innerhalb der Gattung durchführen zu können. Vanilla ist eine Pflanzengattung aus der großen Pflanzenfamilie der Orchideen (Orchidaceae). Derzeit sind 106 verschiedene Vanille-Arten wissenschaftlich beschrieben. Ihre Vorkommen erstrecken sich über tropische Gebiete aller Kontinente – ausgenommen Australien. Einen Verbreitungsschwerpunkt stellt das tropische Amerika dar. Von dort stammt auch die bekannteste Vanille-Art, Vanilla planifolia, deren Kapselfrüchte das begehrte Gewürz Vanille liefern. Vanille-Arten sind Kletterpflanzen. Einige Arten bilden bis zu 30 m lange Triebe, manche können auch epiphytisch auf anderen Pflanzen, meist Gehölzen, aufsitzen.
Geduld ist beim Aufbau einer Vanilla-Sammlung ein wichtiges Stichwort: Einerseits ist die Beschaffung der Arten aufwändig, andererseits dauert es Jahre, bis die Pflanzen ein erstes Mal blühen. So hat eine Vanille-Pflanze aus Madagaskar, die in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens seit 2007 kultiviert wird und als Vanilla perrieri in die Sammlung aufgenommen wurde, bislang noch nie geblüht. Daher kann bis heute nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob es sich wirklich um Vanilla perrieri handelt, denn nur der Vergleich der Blüte mit den Beschreibungen in der Literatur und mit Herbarbelegen ist hier wirklich aussagekräftig. Erst mittels der Blüte kann die Pflanze mit bekannten Arten verglichen werden, um daraus Rückschlüsse über richtige (oder auch falsche) Einschätzungen bezüglich Nomenklatur und Taxonomie zu ziehen. Von den derzeit im Botanischen Garten der Universität Wien in Kultur befindlichen ca. 100 Pflanzen der Gattung Vanilla haben erst acht geblüht.
Wenn eine Art zum Blühen kommt, wird dies im Botanischen Garten umfangreich dokumentiert. Es werden Fotos gemacht und die Blüten in Alkohol dauerhaft fixiert. Orchideenblüten haben sehr filigrane Organe, die bei einer Alkoholfixierung sehr gut und vor allem dreidimensional erhalten bleiben (im Gegensatz zu einem Herbarbeleg, der ja flachgedrückt und getrocknet wird). Mit Hilfe dieser Dokumentationen besteht auch nach Ende der Blühperiode die Möglichkeit, mit dem wertvollen Material weiterzuarbeiten.
Anhand der Lebendpflanzen, Fotos und Fixierungen werden derzeit die verschiedenen madagassischen Vanilla-Arten durch eine botanische Illustratorin, Frau Margareta Pertl, zeichnerisch dargestellt. Auf diese Weise können bestimmungstechnisch wichtige Merkmale prägnanter herausgestellt werden. Die madagassischen Vanilla-Arten stellen einen Interessensschwerpunkt im Botanischen Garten dar und sollen in Zukunft noch intensiver wissenschaftlich erforscht werden.
Der Botanische Garten der Universität Wien präsentiert Teile seiner Sammlungen immer wieder auch in Ausstellungen. Im Rahmen der Langen Nacht der Forschung am 4. April können beispielsweise in der Ausstellung Reichenbachs Orchideen im Naturhistorischen Museum seltene Orchideen des Gartens bewundert werden.
Text: ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Kiehn, DIin Barbara Knickmann; Foto: © HBV