Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Pflanzenfamilie: Blutweiderichgewächse (Lythraceae)
Wuchshöhe: bis zu 1,5 Meter
Aus dem Botanischen Garten der Universität Wien
Standort: Teichrand (Alpinum) und Systematischen Gruppe
Der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria) ist eine heimische Pflanzenart. Es handelt sich um eine ausdauernde Staude, die an Ufersäumen und Gräben, auf nassen Wiesen, in Niedermooren und Röhrichten in allen Bundesländern vorkommt. Seine natürliche Verbreitung reicht vom nordwestlichen Afrika über ganz Europa bis nach Ost-Asien. Von den insgesamt drei heimischen Blutweiderich-Arten ist er die häufigste Art. Weitaus seltener und sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Österreichs sind die beiden Arten L. hyssopifolia und L. virgatum. Im Botanischen Garten der Universität Wien ist der Gewöhnliche Blutweiderich an zwei Stellen gepflanzt: am Teichrand im Alpinum sowie in der Systematischen Gruppe als Vertreter der Blutweiderichgewächse (Lythraceae). Diese beiden Standorte zeigen exemplarisch, dass der Gewöhnliche Blutweiderich in der Natur zwar fast ausschließlich in feuchten Lebensräumen vorkommt, in der Gartenkultur, in der die attraktive Art als Beetstaude verwendet wird, aber nicht sehr wählerisch ist. Er wächst im Prinzip in allen Gartenböden, solange sie nicht allzu trocken sind. Es gibt einige gärtnerische Auslesen, die sich v.a. in Höhe und Blütenfarbe (Intensität des rosa/purpurroten Farbtons) unterscheiden.
Wenn der Gewöhnliche Blutweiderich seine leuchtend purpurroten Blüten öffnet, die in ährenförmigen Blütenständen angeordnet sind, wird er zu einem wahren Insektenmagnet. Die Blüten produzieren Nektar, der von verschiedenen Tagfalter-Arten gerne getrunken wird. Unabhängig von den Blüten ist der Gewöhnliche Blutweiderich auch für Raupen einiger Nachtfalter-Arten eine wichtige Futterpflanze. Mindestens acht verschiedene Wildbienen-Arten sammeln am Gewöhnlichen Blutweiderich Pollen. Wertvoll ist in diesem Zusammenhang seine lange Blütezeit von ca. Juni bis September.
Seit 1849 ist das Vorkommen des Gewöhnlichen Blutweiderichs in Nord-Amerika dokumentiert. Er kommt dort nicht ursprünglich vor. Vermutlich ist er als Insektenweide und als attraktive Gartenstaude eingeführt worden, auch Woll-Lieferungen sollen ein (ungezielter) Weg der Einfuhr gewesen sein. Einige Jahrzehnte fristete er in Nord-Amerika ein eher unscheinbares Dasein, bis er sich ab den 1930er Jahren immer rasanter ausbreitete und 1990 als invasive Art eingestuft wurde. Inzwischen zählt er dort zu „America’s least wanted – The dirty dozen“. Interessanterweise erreichen die Pflanzen in Nord-Amerika Höhen von bis zu 2,5 Meter, während er in Europa nur bis ca. 1,5 Meter hoch wird. Problematisch ist er in Nord-Amerika deswegen, weil durch sein massives Vorkommen in Feuchtgebieten seltene Pflanzenarten verdrängt werden und auch das Brutverhalten von Vogelarten beeinflusst wird.
Die Problematik des Blutweiderichs als invasive Art in Nord-Amerika wird in der Ausstellung „Neue Wilde – Globalisierung in der Pflanzenwelt“ thematisiert, die im Botanischen Garten der Universität Wien von 13.06.2021 bis 31.10.2021 zu sehen ist.
Text und Fotos: © DIin Barbara Knickmann