17. Sammlungstreffen: Provenienzforschung

Am 2. Juni 2017 fand nach längerer Pause das siebzehnte Sammlungstreffen statt, diesmal aus besonderem Anlass am Institut für Ägyptologie . Nach der freundlichen Begrüßung durch die Institutsvorständin Frau Prof.in Dr.in E. Christiana Köhler gab Mag.a Claudia Feigl zunächst einen Überblick über das umfangreiche Programm und führte zum Schwerpunktthema „Provenienzforschung in Universitätssammlungen“ hin. Im ersten Beitrag stellte Mag.a Irene Kaplan die Ägyptische Sammlung vor. Mag.a Dr.in Susanne Blumesberger setzte fort und zeigte neuere Funktionalitäten des Langzeitarchivierungssystems PHAIDRA , skizzierte aber im Hinblick auf eine erwünschte vermehrte Digitalisierung von Sammlungsobjekten aller Fachgebiete auch die künftigen datentechnischen Möglichkeiten von UNIDAM.
Nach der Kaffeepause stellte Claudia Feigl ihre neue Mitarbeiterin Dr.in Margit Sandner vor, die – gut vernetzt im deutschsprachigen Raum – ihr Knowhow aus der bibliothekarischen Inhaltserschließung, dem verbundübergreifenden Normdatei-Management und der Normdatenpflege mitbringt.

Danach ging Mag. Markus Stumpf auf das Kernthema ein und schilderte Routinen aber auch unerwartete Verläufe in der Arbeit des Teams NS-Provenienzforschung an der Universität Wien . Ein freudig-feierlicher Moment war für alle Anwesenden die symbolische Übergabe eines der fünf zu restituierenden Raubgut-Objekte aus der Ägyptischen Sammlung (Echnaton-Relief) in die Obhut des Instituts. Deren Rückkauf  vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus  durch die DLE Bibliothekswesen war Ende April 2017 erfolgt.

Rückübergabe Amenophis.jpg

Anschließend ging Mag.a Dr.in Monika Schreiber anhand zweier einprägsamer Fallbeispiele auf die besonderen Erfordernisse bei der Provenienzforschung in Sammlungsbeständen ein und berichtete zuerst über die Beforschung des sogenannten „Adler-Flügels“ am Institut für Musikwissenschaft. Guido Adler (1855–1941) war Gründer des Instituts für Musikwissenschaft in Wien. Die Nachforschungen der Provenienz dieses Instrumentes ergaben, dass sich das Klavier heute rechtmäßig am Institut befindet. Dann stellte Monika Schreiber einen noch nicht abgeschlossenen Fall vor: den sogen. „Tischnachlass“ des Wiener Zoologen Berthold Hatschek (1854–1941), der sich am Institut für Integrative Zoologie  befindet und aktuell untersucht wird.

Dem folgenden Referat von Mag. Andreas Liška-Birk, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Donau-Universität Krems  war zu entnehmen, dass auch in den Landessammlungen Niederösterreichs viele Entdeckungen vom Zufall abhängen, nötige Recherchen zu den Objekten oft über Umwege erfolgen können oder in Sackgassen münden und die mögliche Rückgabe einiges an Fingerspitzengefühl verlangt.

MMag.a Katarina Matiasek, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung des Departments für Anthropologie  ging im letzten Vortrag dieses Halbtages auf heikle Themen aus der Anthropologie ein: etwa die Reindividualisierung von menschlichen Überresten und Knochen – beispielsweise mittels forensischer Methoden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Strafrecht und Kriminologie  – oder die Repatriierung von "human remains" (Fallbeispiele aus Australien) auf Basis zweier ethischer Grundlagentexte, der Stuttgarter Richtlinien  aus 2003 und der daraus vom internationalen Museumsbund ICOM  entwickelten Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten  aus dem Jahr 2013.

Zuletzt gab Claudia Feigl noch einen kurzen Überblick über wichtige zurückliegende, aktuelle und bevorstehende Aktivitäten im Bereich Universitätssammlungen. Mit dem Hinweis auf die aktuell laufende Erarbeitung von Mindeststandards für Metadaten zur Beschreibung von Sammlungsobjekten verwies sie in die nahe Zukunft, um digitalisierte Sammlungsobjekte – in gemeinsamen Datenbanken nachhaltig erfasst – besser sichtbar machen zu können. Schließlich empfahl sie die Teilnahme an der Jahrestagung der Universitätssammlungen  Mitte Juli, die unter dem Titel "Profil und Identität" an der Universität Leipzig stattfinden wird. Den Abschluss des Sammlungstreffens bildete eine sehr interessante Führung von Frau Mag.a Kaplan durch die Ägyptische Sammlung, in der auch die fünf zurückgekehrten Objekte ihren neuen, in den modernen Vitrinen gut beleuchteten Platz einnehmen.

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Fotos: Dr. Margit Sandner, Claudia Feigl