Meergrüner Blattbambus

Meergrüner Blattbambus

Meergrüner Blattbambus (Phyllostachys viridiglaucescens)
Pflanzenfamilie: Poaceae, Unterfamilie Bambusoideae
Wuchshöhe: in der Heimat bis zu 8 m, in Kultur deutlich niedriger
Aus dem Botanischen Garten der Universität Wien
Standort: Freiland Gruppe 20


Der Meergrüne Blattbambus (P. viridiglaucescens) hat seine ursprüngliche Heimat in den chinesischen Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Er kann dort bis zu acht Meter hoch werden, die Sprossachsen haben dann einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern. In Kultur werden solche Dimensionen allerdings nicht erreicht. Neue Triebe werden jeweils im April/Mai gebildet. Die Sprossachsen besitzen im ersten Jahr eine charakteristische weißpudrige Bereifung, die mit dem Alter verloren geht, sodass die Achsen dann mattgrün erscheinen.

Der Meergrüne Blattbambus ist eine der winterhärtesten Phyllostachys-Arten. Problematischer als die Kälte sind die zuletzt sehr schneearme Winter, nach denen deutliche Trockenschäden an den Blättern erkennbar sind. Jeweils im späten Frühjahr erscheinen die jungen Sprosse, die am unterirdischen Rhizom als seitliche Augen angelegt sind. Der Spross schiebt sich wie ein Teleskop auseinander und kann bei seinem Längenwachstum eine erstaunliche Geschwindigkeit an den Tag legen. Er weist bereits an der Basis den Durchmesser auf, den der ausgewachsene Halm später haben wird.

Während sich in Europa die Nutzung verschiedener Phyllostachys-Arten weitgehend auf die Verwendung als Zierpflanze beschränkt, kommt in Asien vielen Arten auch andere wirtschaftliche Bedeutung zu: Möbel, Bauholz, Papierproduktion; junge Sprosse als Nahrungsmittel. Erst im 19. Jahrhundert gelangten verschiedene Bambus-Arten durch den Seidenhandel nach Europa, wo sie in Parkanlagen angepflanzt wurden. P. viridiglaucescens wurde 1846 zunächst nach Frankreich eingeführt, von wo aus der Meergrüne Blattbambus seinen Weg in andere Parks und Gärten Europas fand.

Das Individuum, das im Botanischen Garten der Universität wächst – der inzwischen 300 m2 große Bestand ist tatsächlich ein einziges Individuum! – wurde dort 1894 gepflanzt und ist somit knapp 130 Jahre alt. Aus alten Planunterlagen und Pflanzlisten ist die Pflanzung dieser Art an dieser Stelle des Gartens eindeutig rekonstruierbar.

Der 2005 errichtete Bambusweg ermöglicht es, diesen beeindruckenden kleinen Bambuswald auch von innen zu erleben. Die Stahlkonstruktion mit begehbaren Gitterrosten ist das Ergebnis eines Wettbewerbes der Klasse für Landschaftsdesign der Universität für angewandte Kunst Wien. Der Weg schont die frischen Triebe, die in den ersten Wochen nach dem Austrieb extrem empfindlich sind. Gleichzeitig können die Triebe aber durch den Gitterrost wachsen, sodass seit Errichtung des Bambusweges die Grenze zwischen dem Bestand und dem Weg kaum mehr wahrnehmbar ist.

Meergrüner Blattbambus

Text: DIin Barbara Knickmann | Fotos: Rudolf Hromniak