Von heimlichen Begegnungen bis zum Christopher Street Day, vom §175 bis zur Ehe für alle – die Wege schwulen und lesbischen Lebens in Deutschland waren steinig, und sie sind bis heute weniger geradlinig, als unsere Vorstellung von Liberalisierung vermuten lässt.
Benno Gammerl legt die erste umfassende Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor. Eindringlich beschreibt er die Lebens- und Gefühlswelten von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen seit den 1950er Jahren und lässt Männer und Frauen verschiedener Generationen zu Wort kommen. Ein lebensnaher und einsichtsreicher Blick auf eine spannende Geschichte, der Historikerinnen und Historiker bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Wir freuen uns, dass die Studie anders fühlen (Verlag C. Hanser 2021) anlässlich eines Wien-Aufenthalts von Benno Gammerl auch hier vorgestellt und diskutiert werden kann. Dafür wurden drei kritische Leser*innen gewonnen, die nach einer kurzen Präsentation durch den Autor ihre Leseeindrücke und Reflexionen zum Buch zur Diskussion stellen werden.
Programm
Begrüßung
Li Gerhalter, Institut für Geschichte, Universität Wien
Präsentation
Benno Gammerl, European University Institute (Florenz)
Kommentare zum Buch
Daniel Gunz, Vienna Doctoral School of Historical and Cultural Studies, Universität Wien
Susanne Hochreiter, Institut für Germanistik, Universität WienChrista Hämmerle, Institut für Geschichte, Universität WienModeration
Li Gerhalter, Institut für Geschichte, Universität Wien
Zur Person
Benno Gammerl ist seit Anfang 2021 Professor für Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz. Zuvor baute er von 2017 bis 2020 bei Goldsmiths, University of London, das Centre for Queer History mit auf, von 2008 bis 2017 arbeitete er am Forschungsbereich Geschichte der Gefühle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, wo die Studie »anders fühlen« entstanden ist, und an der Freien Universität Berlin. Seine Dissertation (2008) verglich die Regierung ethnisch heterogener Bevölkerungen im Habsburgerreich und im Britischen Weltreich. Gammerl beschäftigt sich mit der queeren Zeitgeschichte in Deutschland, mit Migration und Intimität, mit Oral History, mit postkolonialen sowie queer-feministischen Ansätzen. Seine Arbeiten richten den Blick auf Akteur*innen, die gegen Diskriminierung und für Gerechtigkeit stritten.
