Forschende Séance in einem politischen Archiv
Am Mittwoch, 22. Mai, 19:00 Uhr, findet in der Fachbereichsbibliothek Germanistik Nederlandistik und Skandinavistik der Vortrag Hilde Krones und die spukende "Generation der Vollendung". Forschende Séance in einem politischen Archiv von Georg Spitaler statt.
Eine Kooperationsveranstaltung der Universitätsbibliothek Wien und dem Arbeitskreis Kulturanalyse – mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien Kultur
Programm
Begrüßung
Peter Clar | Autor und Germanist, Institut für Germanistik, Universität Wien / Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Kulturanalyse
Moderation
Anna Babka | Literaturwissenschafterin, Institut für Germanistik, Universität Wien / Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Kulturanalyse
Vortrag
Georg Spitaler | Politologe und Historiker / Universitätslektor / Forscher im Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA)
Im Anschluss erfolgt ein Umtrunk
Zum Vortrag
Die Revolutionäre Sozialistin Hilde Krones wurde als Jugendliche durch das Rote Wien der Jahre 1919-1934 geprägt. Ab 1934 war sie im Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus aktiv. Krones war Teil
jener Generation, die Otto Bauer, der theoretische Kopf der österreichischen Sozialdemokratie, als „Generation der Vollendung“ bezeichnet hatte, als jene Gruppe junger Parteiangehöriger, die zu ihren Lebzeiten das Ende des Kapitalismus erleben würde.
Dieses in die Zukunft gerichtete Versprechen trug Hilde Krones durch die Zeiten des Terrors und der Verfolgung. Nach Kriegsende 1945 wird sie Nationalratsabgeordnete und Mitglied des SPÖ-Parteivorstands. Drei Jahre
nach der Befreiung vom NS-Regime, im Alter von 38 Jahren, setzt sie ihrem Leben ein Ende.
Ihr Nachlass offenbart, wie sehr ihre Pädagogik der Gefühle neben einem starken Hoffnungsbegriff mit Emotionen wie Angst, Schmerz und Enttäuschung verbunden war. Krones‘ Verständnis von „Vollendung“ umfasste dabei nicht nur die große Politik, sondern beinhaltete auch den Anspruch auf gleichberechtigte Liebe.
In seinem in Kürze erscheinenden Buch erzählt Georg Spitaler die Geschichte von Hilde Krones als Biografie in politischen Begriffen und Gefühlen, als forschende Séance, die sich in der Gegenwart auf die Suche nach den spukenden Hoffnungen und lost futures emanzipativer Politik
begibt, die in den Trümmern der Geschichte des 20. Jahrhunderts begraben sind.