Vom 15. Februar bis zum 30. April 2014 ist die Ausstellung mit dem Untertitel "Die Idee der Personalautonomie von der Habsburgermonarchie bis heute" im Foyer der Hauptbibliothek zu sehen.
Der Nationalitätenkonflikt war eine der zentralen Herausforderungen, mit der Österreich-Ungarn in den letzten fünfzig Jahren seines Bestehens konfrontiert war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in mehreren Kronländern eine neuartige Form von nationaler Selbstverwaltung eingeführt, die diese Streitigkeiten eindämmen sollte und meistens als Personal- oder Kulturautonomie bezeichnet wird. Vor genau hundert Jahren, am 14. Februar 1914, wurde ein solches Autonomiemodell in Galizien beschlossen.
Was bedeutet Personalautonomie?
Die grundsätzliche Idee all dieser Projekte war, nicht einem bestimmten Gebiet Autonomie zu gewähren, sondern die einzelnen Nationalitäten als Träger der kulturellen und politischen Selbstorganisation festzulegen. Dafür wurden alle Bürger nicht auf Grundlage ihres Wohnorts, sondern entsprechend ihrer nationalen Zugehörigkeit in ein nationales Register eingetragen.
Genau diese Nationalkataster stellten jedoch auch das größte Problem dieser national-personalen Autonomieregelungen dar. Die strikte Zuordnung zu einer Nationalität verstärkte nicht nur das Denken in nationalen Kategorien, sondern konnte im Zweifelsfall auch zur amtlichen Feststellung der ethnischen Zugehörigkeit führen. Austromarxistische Vordenker sowie bedeutende Rechtsgelehrte, die selbst Personalautonomiemodelle entwarfen, warnten vor eben dieser verstärkten Ethnisierung der Gesamtgesellschaft.
Kontinuität und Anpassung
Der Erste Weltkrieg beendete die in der Habsburgermonarchie angestellten Experimente. Die Idee der Personalautonomie wurde in der Zwischenkriegszeit jedoch erneut aufgegriffen, allerdings nicht mehr als Lösungsmodell für alle Bürger eines Staates oder einer Region, sondern als ein Instrument des Minderheitenschutzes.
Nach 1945 wurde in Vielvölkerstaaten wie etwa in Zypern, im Libanon oder in Bosnien-Herzegowina erstaunlich ähnliche Modelle eingeführt oder zumindest diskutiert. In Estland, Ungarn, Kroatien und Russland wurden in den letzten zwanzig Jahren Kulturautonomieregelungen für die im Land lebenden Minderheiten eingeführt.
Ausstellungseröffnung:
Zeit:
Freitag, 14.2.2014, 18.30
Ort:
Foyer der Hauptbibliothek
Programm:
Begrüßung
Maria Seissl
Leiterin der Universitätsbibliothek Wien
Börries Kuzmany
Central European University, Budapest
Einführende Worte
Gerald Stourzh
Professor emeritus, Universität Wien
Zur Ausstellung
Börries Kuzmany
Central European University, Budapest
Im Anschluss bitten wir zu einem Umtrunk.
Um Anmeldung zur Ausstellungseröffnung wird gebeten:
events.ub@univie.ac.at oder
+43-1-4277-150 60
Die Einladung mit weiterführenden Informationen können Sie an dieser Stelle als PDF downloaden.
Diese Ausstellung wurde konzipiert und gestaltet von Börries Kuzmany, in Zusammenarbeit mit Ágúst Már Ágústsson, der Universitätsbibliothek Wien, dem Doktoratskolleg Galizien und dem Institute for Advanced Study der Central European University in Budapest.