Auf der Grundlage von auto/biografischen Dokumenten von „Ostmärkerinnen“ (ab Jahrgang 1913) wird in dem Vortrag die regimeunterstützende Rolle von österreichischen Frauen besprochen.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ setzte mit Kriegsbeginn eine massive Rekrutierung österreichischer Frauen für diverse Arbeitsdienste ein, im „Reich“ wie auch in den besetzten Gebieten. Gerade am Beispiel der jungen, berufstätigen Frauen zeigt sich, auf welch vielfältige Weise sie den NS, den Krieg, aber auch die Verbrechen mittrugen, und zwar nicht nur widerwillig. Besonders spannend ist es, mithilfe der relationalen Kategorie Geschlecht soziale Interaktionen und Handlungsräume von Frauen und Männern auszuloten. Damit werden vielschichtige Kompliz/innenschaften, Vergemeinschaftungen, Handlungsmacht, aber auch Unterordnungen und Marginalisierungen von und durch Frauen sichtbar. Um das Mitmachen zu erklären, müssen die nationalsozialistischen Identifikations- und Handlungsangebote an Frauen ernst genommen werden, ebenso wie die Frage: Was machte den NS für „Ostmärkerinnen“ attraktiv?
Elissa Mailänder ist Associate Professor am Centre d’Histoire de Sciences Po in Paris.
Die Veranstaltung der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien findet statt mit finanzieller Unterstützung der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.