Die 13. "Tea Hour" der Sammlung Frauennachlässe bildet den Rahmen für zwei Werkstattberichte aus Masterarbeitsprojekten:
Lea Lund Holzinger ist Masterstudentin im Fach Geschichte. Sie spricht über "Reisen - Schreiben - Politik. Die Funktionen von Reisetagebüchern und Tourenbüchern in den 1930er und 1940er Jahren". Gerade zur zeit des Nationalsozialismus fand eine starke politische Instrumentalisierung der vermeintlich unpolitischen Bereiche des Wanderns und Reisens statt. Lund möchte in ihrer Präsentation die Frage aufwerfen, inwieweit Politik in Reisetagebüchern und Tourenbüchern eine Rolle spielte. Im Fokus stehen die Reisetagebücher und Tourenbücher von vier Frauen, die in den 1930er und 1940er Jahren ihre Reisen und Wanderungen festhielten.
Veronika Siegmund ist Masterstudentin im Fach Geschichte und Studienassistentin der Sammlung Frauennachlässe. Sie spricht in ihrem Vortrag "Heraus mit Bleistiften und Tuschkästen (...)" über die Vereinnahmung von Jugendtagebüchern in der Kinderlandverschickung 1940 bis 1945. In den Lagern der Erweiterten Kinderlandverschickung (KLV) kam es zu einer massiven politischen Indoktrinierung: Fernab ihres Elternhauses sollten 10 bis 14-jährige Mädchen und Burschen hier gemäß nationalsozialistischer Erziehungs- und Wertvorstellungen geprägt werden. Häufig hielt man die Heranwachsenden auch zum Verfassen NS-affiner Tagebücher an, deren Intention darin bestand, ein idealisiertes Bild vom Lageralltag zu zeichnen. Anhand zweier Mädchentagebücher sollen Schreibpraktiken in einem niederösterreichischen KVL-Lager veranschaulicht werden.
Foto links aus dem KLV-Tagebuch von Inge Willmann, 1944 © Sammlung Frauennachläse, NL 237.
Foto rechts aus dem Wandertagebuch einer unbekannten Schreiberin, 1944 © Sammlung Frauennachläse, NL 220.