Im Rahmen der Reihe Erlesenes Erforschen wurde das Buch The Last Ghetto - An everyday history of Theresienstadt von Anna Hájková präsentiert.
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Videodatei in PHAIDRAProgramm
Begrüßung
Markus Stumpf | Universitätsbibliothek Wien, Universität Wien
Buchpräsentation
Anna Hájková | University of Warwick, Käthe-Leichter-Gastprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien im Wintersemester 2020/21
Anschließend
Bertrand Perz | Universität Wien, Institut für Zeitgeschichte
Im Gespräch mit
Anna Hájková
Zum Buch
Anna Hájková, The Last Ghetto - An everyday history of Theresienstadt
Theresienstadt wurde von den Nazis zwischen November 1941 und Mai 1945 als ein Transitghetto für mittel- und westeuropäische Juden geführt, ehe diese in den Osten zur Ermordung verschleppt wurden. Theresienstadt war das letzte Ghetto, das befreit wurde - erst einen Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. The Last Ghetto ist die erste tiefgründige analytische Geschichte der Häftlingsgesellschaft im Holocaust. Anstatt die Häftlingsgesellschaft als eine einzigartige und nicht untersuchbare Ausnahme, die sich den üblichen analytischen Methoden entzieht, zu zeigen, argumentiert Anna Hájková, dass die sich im Holocaust entwickelten Häftlingsgesellschaften wie Gesellschaften unter normalen Umständen analysieren lassen. Hájková kritisiert die konventionellen Argumente des Holocaust exceptionalism und stellt dem entgegen, dass wir den Holocaust mit den gleichen analytischen Kategorien wahrnehmen sollten wie andere historische Ereignisse auch.
Die Häftlingsgesellschaft in Theresienstadt produzierte ihre eigenen sozialen Hierarchien, in denen scheinbar kleine Unterschiede unter den Insassen (wie Alter, Ethnizität oder vormaliger Beruf) über Leben und Tod entscheiden konnte. In den dreieinhalb Jahren des Ghettobestehens schafften die Häftlinge ihre eigene Kultur und Bräuche, machten neue Bekanntschaften, verliebten sich und gründeten neue Familien. The Last Ghetto, basierend auf extensiver Archivforschung in neun Sprachen und empathischer Interpretation der Opferzeugnisse, ist eine transnationale, kulturelle, soziale sowie Geschlechts- und Organisationsgeschichte Theresienstadts, die zeigt, wie menschliche Gesellschaft in extremis funktioniert.
Die Autorin
Anna Hájková is Associate Professor of Modern European Continental History at the University of Warwick. She regularly contributes to mass media in English, German, and Czech in the publications Haaretz, Süddeutsche Zeitung, Tablet, and Tagespiegel. She holds a Ph.D. from the University of Toronto.