Buchpräsentation: Vor aller Augen. Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten

 © Hamburger Edition

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Buchpräsentation: Vor aller Augen. Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten

Montag, 14. November 2022, 18:30 Uhr, FB Geschichtswissenschaften

Es gehört zum Alltagswissen, dass sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten allgegenwärtig ist. Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und wissenschaftlicher Forschung wurde sie jedoch erst in jüngster Zeit. Die Frauen-, Bürgerrechts- und Antikriegsbewegungen der 1970er-Jahre hatten Vergewaltigungen im Krieg und im Frieden öffentlich thematisiert, aber erst mit der Gründung der Internationalen Strafgerichtshöfe für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda in den 1990er-Jahren begann man, sexuelle Gewalt als Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Akt des Völkermords zu begreifen. Im aktuellen Krieg in der Ukraine sind die Ermittlungen zur Beweissicherung von sexuellen Gewaltverbrechen bereits angelaufen. Dessen ungeachtet mangelt es bis heute an effektiven Gegenstrategien und an einem Verständnis für die Komplexität dieser Form der Gewalt. Die Autor:innen des Bandes "Plain Sight: Sexual Violence in Armed Conflict" (Zubaan Publishers 2019) zeigen in Essays, Reflexionen und Gesprächen, in welch vielfältigen Konstellationen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten auftritt. Zusammengestellt im Rahmen der International Research Group »Sexual Violence in Armed Conflict« führt das Buch in die historischen Dimensionen ein und diskutiert zentrale politische und juristische Fragen der Gegenwart.
Der richtungsweisende Band wurde nun von Ursel Schäfer, Enrico Heinemann, Gabriela Mischkowski und Regina Mühlhäuser aus dem Englischen übersetzt: Vor aller Augen. Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten, hg. v. Gaby Zipfel, Regina Mühlhäuser, Kirsten Campbell, Hamburger Edition 2021.


Programm



Begrüßung / Moderation

Sabine Genz, Referat Genderforschung und Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien



Präsentation

Regina Mühlhäuser, Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur / Hamburger Institut für Sozialforschung



Kommentare zum Buch

Lisa Kirchner, Institut für Geschichte, Universität Wien

Christa Hämmerle, Institut für Geschichte, Universität Wien



Zur Person

Regina Mühlhäuser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Ihre 2010 erschienene Dissertation „Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion, 1941-1945" wurde ins Englische und Japanische übersetzt und gilt heute als Standardwerk zur Geschlechter- und Gewaltgeschichte des Deutschen Vernichtungskrieges. Gemeinsam mit Gaby Zipfel hat Regina Mühlhäuser 2010 die International Research Group »Sexual Violence in Armed Conflict« ins Leben gerufen. „Vor aller Augen" ist somit das Produkt einer langjährigen Diskussion und Zusammenarbeit von Forscher:innen mit verschiedenen disziplinären, nationalen und religiösen Zugängen, die sich mit sexueller Gewalt in kriegerischen Konflikten beschäftigen - einem Thema von leider wieder großer Aktualität. Vgl. dazu zuletzt etwa: „A Weapon of War? Some Reflections on Sexual Violence during the Russian War in Ukraine - Marta Havryshko in Conversation with Regina Mühlhäuser,
erschienen auf dem Blog New Fascism Syllabus, 8. Mai 2022.


Einige Kommentare zum Buch

»In Plain Sight offers a much-needed contribution to our understanding of the intersections of war and sexual violence in interdisciplinary and global perspective.«
(Michelle Lynn Kahn, Journal of History of Sexuality)
»In Plain Sight presents a kaleidoscope of conceptual and methodological approaches. It does not privilege the empirical over the narrative, or social science/history/law over literature. It is a worthy testament to the community of inter- and transdisciplinary scholars.«
(Mindy Roseman, Human Rights Quarterly)
»Nur wenn sexuelle Gewalt in ihrer Komplexität und Vielgestaltigkeit verstanden wird, kann sie auch wirksam bekämpft werden. Darum ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag zu einem Thema, das weltweit viel Leid verursacht.«
(Ina Rottmann, DLF Andruck)
»Vergewaltigungen in bewaffneten Konflikten sind nicht das unvermeidliche Resultat männlicher Triebe in Kriegszeiten, sondern abhängig von sexuellen Machtverhältnissen, Vorstellungen von Maskulinität und militärischen Erwägungen. Das zeigt die eindrucksvolle Veröffentlichung ... «
(Gabi Mayr, SWR2 lesenswert)
»Der rundum lesenswerte Sammelband, der als neues Grundlagenwerk gelten kann, präsentiert, in teilweise sehr dichten Texten, eine höchst aktuelle und umfangreiche Diskussion. Er vereint gewinnbringend verschiedene akademische Disziplinen und geografische Regionen.«
(Paula Dahl, h-soz-kult)



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