Die Niederländische Republik war ein wichtiger Knotenpunkt in der frühneuzeitlichen Weltwirtschaft, ein Ort, an dem Hunderte von Zahlungsmitteln nebeneinander verwendet wurden. Sebastian Feltens Buch "Money in the Dutch Republic: Everyday Practice and Circuits of Exchange" (Cambridge UP 2022) untersucht regionale, europäische und globale Tauschkreisläufe (circuits of exchange), indem es Alltagspraktiken in niederländischen Städten und Dörfern zwischen 1600 und 1850 analysiert. Es zeigt, wie für Bäuer*innen und Handwerker, Verwalter und Kirchenleute, Kaufleute und Metallurgen Geld eine alltägliche soziale Technologie war, die ihnen half, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit anschaulichen Beispielen von Buchhaltungs- und Prüfpraktiken bietet es einen Schlüssel zum Verständnis der inneren Logik des frühneuzeitlichen Geldes. Das Buch zeigt anhand neuer Archivalien und eines technikhistorischen Ansatzes, wie plurale Währungen den frühneuzeitlichen Nutzer*innen erhebliche Handlungsspielräume eröffneten. Es untersucht, wie der Übergang zu einer einheitlichen nationalen Währung diese Handlungsspielräume im 19. Jahrhundert einschränkte, und hilft so, die neue Pluralität der heutigen Zahlungssysteme zu verstehen.
Programm
Sebastian Felten im Gespräch mit Prof. Anna Echterhölter (Institut für Geschichte, Univ. Wien) und Prof. Erich Landsteiner (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Univ. Wien), anschließend kleiner Empfang
Zur Person
Sebastian Felten (PhD, King's College London) ist Historiker mit Schwerpunkt auf Finanz, Wissenschaft und Bürokratie im neuzeitlichen Europa. Er ist Universitätsassistent an der Universität Wien und war Fellow am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin. Gegenwärtig forscht er zu Wissensarbeit und Wissen über Arbeit im mitteleuropäischen Bergbau.