Dominik Zechner: "Kafka und das Problem der Endlichkeit"

 © Sonderzahl Verlag

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Dominik Zechner: "Kafka und das Problem der Endlichkeit"

Mittwoch, 19. Juni 2024, 19:00 Uhr, FB Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik

Am Mittwoch, 19. Juni 2024, 19:00 Uhr, wird in der Fachbereichsbibliothek Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik das neue Buch "Kafka und das Problem der Endlichkeit" von Dominik Zechner präsentiert.

Eine Kooperationsveranstaltung der Universitätsbibliothek Wien und dem Arbeitskreis Kulturanalyse – mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien Kultur.


Programm

Begrüßung und Vorstellung

Anna Babka  | Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Kulturanalyse
Assoc. Prof. am Institut für Germanistik, Universität Wien

Matthias Schmidt  | Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Kulturanalyse
Postdoc am Institut für Germanistik, Universität Wien


Buchpräsentation und Gespräch

Dominik Zechner  | Prof. für Germanistik, Rutgers University, New Jersey

Im Anschluss laden wir zu Erfrischungen.


Zum Buch

Mit der Frage nach der Endlichkeit in Kafkas Texten adressiert Dominik Zechners Studie einen verschwiegenen Hauptschauplatz von dessen Literatur. Endlichkeit wird hier nicht als Thema unter anderen verstanden, sondern als das inhärente Problem von Kafkas Schreiben, insofern es die Produktion und Wirkungsweise von Bedeutung und deren Lesbarkeit betrifft. Denn so sehr Kafkas Texte um Unentrinnbarkeit, Rätselhaftigkeit und eben Endlichkeit des Daseins kreisen, so sehr widersetzt sich deren Sprache einer finiten Lesart - sie bleibt stets lektürebedürftig und öffnet gerade da, wo es um Tod und Abschluss gehen sollte, permanent neue Interpretationsmöglichkeiten und Weisen des Weitersprechens.

In 15 aufeinander aufbauenden Abschnitten arbeitet der Germanist und Philosoph Zechner heraus, inwiefern Kafkas Sprache sich in der Schwebe zwischen "dem Tod und der gekratzten Kurve vor diesem" einrichtet, wodurch beständig neue Schwellenräume und Zwischenzonen entstehen. Für die Lektüre der Texte bedeutet dies aber, dass die darin verhandelten Alternativen sich strukturell einer Entscheidung zugunsten eines einzelnen Poles verweigern und gerade darin ihre oft attestierte Tiefe zu suchen ist. Zechner veranschaulicht dies durch minutiöse Lektüren, die vorführen, wie verkürzend und irreführend vereindeutigende Interpretationen bleiben müssen - wodurch nicht selten prominente Lesarten revidiert werden.

Auf spielerische Weise gelingt es Zechner nicht nur, das Funktionieren von Kafkas Texten vorzuführen, sondern auch die darin mitverhandelten philosophischen Problemfelder zu erhellen. Mit Formulierlust und Witz wird dieser Essay zu einer erstaunlich unbeschwerten Betrachtung über den Zusammenhang von Sprache und Endlichkeit, Tod und Bedeutung: "Sprachlich gefasst, ist der Tod immer bereits Repräsentation seiner selbst - und also gar kein Tod, sondern das Überleben seiner Darstellung."


Zum Autor

Dominik Zechner ist Juniorprofessor für Germanistik an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey. Davor war er als Forscher an der Brown University tätig. Er absolvierte sein Grundstudium in Wien und promovierte anschließend an der New York University. Er lebt in Manhattan.
Zechner ist Autor von The Violence of Reading. Literature and Philosophy at the Threshold of Pain (Palgrave Macmillan 2024) und der Mitherausgeber von Thresholds, Encounters. Paul Celan and the Claim of Philology (State University of New York Press 2023) sowie Forces of Education. Walter Benjamin and the Politics of Pedagogy (Bloomsbury 2023).



Universität Wien