Folgende Fälle konnten bisher nicht abschließend beurteilt werden – sie wurden deshalb in die Kunstdatenbank des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus eingetragen, ohne dass bisher eine Entscheidung vorliegt:
Im Zuge der Provenienzforschung an der Fb Europäische Ethnologie wurde ein in der NS-Zeit erworbenes Werk mit dem Besitzvermerk „Bücherei Dr. Foehr“ und der Zahl „449“ nachgewiesen. Die Bücherei Dr. Foehr dürfte anderen Hinweisen zufolge aus zumindest 3.000 Bänden bestanden haben. Trotz eingehender Recherchen konnte der Besitzvermerk nicht eindeutig einer Person zugeordnet werden. Als Vorbesitzer konnte jedoch zumindest ein Prälat Dr. Ernst Föhr (1892–1976) ausgeschieden werden, dessen Bibliothek an das Erzbischöfliche Archiv Freiburg kam. Mögliche Vorbesitzer könnten der ehemalige Rektor des Friedrich-Polytechnikums Köthen, Dr. Karl Friedrich Foehr (1860–1930) sowie der Architekt und Baurat Adolf Foehr (1880–1943) aus Prag sein, aber auch einige weitere Personen, die sich in online verfügbaren Findmitteln sowie Sachakten nachweisen lassen. Um weiterführende Hinweise zu erhalten, erfolgte der Eintrag in die Kunstdatenbank des Nationalfonds.
Betroffenes Exemplar in u:search
Provenienzhinweis:
© UB Wien
An der FB Europäische Ethnologie wurde eine Druckschrift mit dem Stempel „FRDR. HEYER VON ROSENFELD“ und dem handschriftlichen Vermerk „M. Kroissmayr“ aufgefunden, das in der NS-Zeit durch das 1939 gegründete „Institut für germanisch-deutsche Volksunde“ erworben worden war. Der Stempel konnte dem Heraldiker Friedrich Heyer von Rosenfeld zugeordnet werden. Dieser wurde in Gießen, Deutschland, 1828 geboren, war als k.k. Hauptmann teilweise im Kriegsarchiv tätig und verstarb 1896 in Wien. Er gilt als Mitbegründer der Heraldischen Genealogischen Gesellschaft „Adler“. Der Namensvermerk „M. Kroissmayr“ lässt nicht eindeutig einer Person zuordnen. Es könnte sich um einen Martin Kroißmayr (1873–1957) aus Pinnersdorf (Tirol) handeln. Im Jahr 1895 wurde er zum Priester geweiht und war als Vizerektor und Rektor des Knabenseminars in Seitenstetten (NÖ) tätig. Im Nationalsozialismus wurden den katholischen Schulen das Öffentlichkeitsrecht entzogen, wovon auch das Stiftsgymnasium Seitenstetten betroffen war. Es wurde in eine „Staatliche Oberschule für Jungen“ umgewandelt. Die verbleibenden Benediktinermönche mussten in Privathäuser umziehen.
Betroffenes Exemplar in u:search.Eintrag in der Kunstdatenbank des Nationalfonds.
Provenienzhinweis:
© UB Wien
An der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte der Universität Wien wurde ein Buch mit dem Exlibris eines Alfred Katscher aufgefunden. Das Werk kam im Jahr 1987 als Geschenk an die Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte. Genauere Informationen zum/r Einbringenden und zur vorangegangenen Provenienzgeschichte sind jedoch nicht vorhanden. Auch konnte im Zuge der Provenienzforschung der Name Alfred Katscher nicht eindeutig zugeordnet werden, da zumindest zwei Personen dieses Namens 1938 in Wien ansässig waren und aufgrund ihrer jüdischen Herkunft vom NS-Regime verfolgt wurden. Der eine Alfred Katscher, geboren 1870, wurde in Scharditz, Mähren (heute: Šardice) in eine jüdische Familie geboren, wechselte aber später zum evangelischen Glauben. Er studierte in Wien eine Zeit lang Medizin und war dann als Versicherungsbeamter tätig. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er im NS-Regime verfolgt, verstarb aber am 5. Juli 1938 nach schwerer Krankheit, sodass seine Vermögensanmeldung von seiner Witwe Stefanie, geb. Schill, ausgefüllt wurde. Das Dokument gibt auch einen Hinweis auf eine Bibliothek. Katscher war in den Jahren 1926 und 1932 Mitglied der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft. Der andere Alfred Katscher, geboren 1887 in Wien, war jüdischer Herkunft, heiratete 1917 Leopoldine Deutsch und war beruflich als Zivilingenieur und Geschäftsmann tätig. Am 18. Dezember 1938 wurde ihm sein Stahlwarengeschäft im ersten Wiener Gemeindebezirk entzogen. Der Kaufvertrag über 8.000 RM wurde zwischen ihm und Wilfried Blind am 6. Dezember 1938 geschlossen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau wurde er 1942 ins Vernichtungslager Maly Trostinec bei Minsk deportiert und dort ermordet. Die gemeinsamen Kinder Heinz Ludwig Katscher (geb. 1922) und Liane Katscher (geb. 1928) überlebten den Holocaust, da sie 1938 mit einem sogenannten Kindertransport nach England emigrieren konnten.
Betroffenes Exemplar in u:search.Eintrag in der Kunstdatenbank des Nationalfonds.
Provenienzhinweis:
© UB Wien
INHALT FOLGT
Im Bestand der ehemaligen Fachbibliothek für Osteuropäische Geschichte wurde ein Buch mit dem Provenienzhinweis auf einen Stanislaw Nowogrodzki gefunden. Stanislaw Nowogrodzki wurde am 12. August 1908 in der heutigen polnischen Stadt Krzeszowice geboren. 1910 zog sein Vater nach Kraków. 1932 schloss er sein Studium der Geschichtswissenschaften mit Schwerpunkt auf mittelalterliche Geschichte an der Jagiellonen-Universität ab. 1934 promovierte er über Westpommern und Polen im 14. Jahrhundert und wurde stellvertretender Direktor der wissenschaftlichen Gesellschaft „Polska Akademia Umiejętności“. Auch trat der polnisch-nationalistischen Partei Stronnictwo Narodowe bei und heiratete 1935 Stanisława Zawicką. Nach dem Überfall Polen durch das NS-Regime im September 1939 schloss Nowogrodzki sich dem polnischen Untergrund an. Im Juni 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und nach elf Monaten entlassen. Im April 1942 wird er erneut verhaftet und danach ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überführt. Im Mai wird er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert und dort im Juli 1942 ermordet. Stanislaw Nowogrodzki wurde aufgrund seiner politischen Zugehörigkeit und Tätigkeiten vom NS-Regime verfolgt und ermordet. Das aufgefundene Buch befand sich eindeutig im ursprünglichen Eigentum von Nowogrodzki und wurde 1963 um 25.- Schilling angekauft. Die Provenienzkette davor ist jedoch nicht rekonstruierbar. Das Buch wurde daher in die Kunstrückgabedatenbank des Nationalfonds eingetragen, um gegebenenfalls zu weiteren Informationen zu gelangen.
Betroffenes Exemplar in u:search
Vgl. Eintrag in der Kunstdatenbank des Nationalfonds
Provenienzhinweis:
© UB Wien
INHALT FOLGT
INHALT FOLGT
Bei der an der Fb Theater-, Film- und Medienwissenschaft befindlichen Druckschrift mit dem Besitzvermerk Schöllersche Familienbibliothek kann zwar der Erwerb anhand des Inventarbuches nachgewiesen werden, allerdings erfolgte der Ankauf über die Ringbuchhandlung Sexl, die im Jahr 1938 arisiert wurde. Bei dem Buch aus der Fb Europäische Ethnologie kann der Erwerbsweg seitens der Universität Wien nicht nachvollzogen werden. Unabhängig der beiden Erwerbswege erwies sich die Zuordnung der Schöllerschen Familienbibliothek als bislang unlösbare Anforderung. Zwar wurde verschiedenen Spuren nachgegangen, einer bestimmten Familie Schöller | Schoeller konnte die Bibliothek bislang nicht zugerechnet werden. Es kann nur aufgrund der, in verschiedenen Institutionen aufgefundenen Druckschriften – jeweils mit dem Schöllerschen Besitzvermerk sowie handschriftlich eingetragenen Zahlen – angenommen werden, dass die Familienbibliothek einen Bestand von mindestens 2.884 Werken umfasst haben muss. Die Provenienz- sowie die Erwerbskette ist nicht rekonstruierbar, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Familie Schöller die Publikationen während der NS-Zeit verkaufen musste oder diese von Nationalsozialisten geraubt wurde. Aus diesem Grund wird eine Eintragung in die Kunstrückgabedatenbank des Nationalfonds empfohlen, um gegebenenfalls zu weiteren Informationen zu gelangen.
Provenienzhinweis:
© UB Wien
Im Zuge der Provenienzforschung an der Fb Europäische Ethnologie wurden 24 in der NS-Zeit erworbene Zeitschriftenbände mit dem Exlibris des Vorbesitzers Josef Ziringer festgemacht. Ziringer wirkte als Tierpräparator und Geweihmonteur in Maribor und unterhielt dort einen Betrieb, in welchem er auch selbst erlegte, präparierte Wildtiere zum Verkauf anbot. Einen letzten Hinweis auf seine Tätigkeiten in Maribor ist eine Zeitungsmeldung aus dem Jahr 1938, die von der Präparierung eines 6,5 kg schweren Wildkaters berichtet. Derzeit kann weder das Sterbedatum noch eine Emigration, Enteignung bzw. Umsiedlung von Josef Ziringer festgemacht werden, weswegen die Zeitschriftenbände in die Kunstdatenbank des Nationalfonds eingetragen wurden, um so möglicherweise nähere Informationen zum Vorbesitzer zu erlangen.
Eintrag in der Kunstdatenbank des Nationalfonds.
Provenienzhinweis:
© UB Wien