Buntpapiere sind heute vielen in Form von Geschenkpapieren bekannt. Im künstlerischen wie im bibliothekarischen Bereich spielten sie jedoch schon seit dem 15. Jahrhundert eine Rolle. Einen Höhepunkt bei der Gestaltung gab es im 17. und 18. Jahrhundert, aber Buntpapiere werden bis heute in der Buchproduktion verwendet. Hier zählen die Bücher der Insel-Bücherei, ausgestattet mit bedruckten Einbandpapieren, zu den bekanntesten Beispielen.
Generell sind Buntpapiere alle Papiere, die ein- oder beidseitig bedruckt oder bemalt sind, im Gegensatz zu Tonpapieren, deren Fasern bereits bei der Herstellung eingefärbt werden. Buntpapiere dienten sowohl dekorativen als auch praktischen Zwecken, also nicht nur für Bücher, sondern auch für Tapeten oder Schachteln. Sie sind besonders bei den Motiven gewissen Moden unterworfen, die sich eng an der Stoffproduktion orientiert haben, und wurden schnell zu einer im Vergleich zu Leder oder Pergament günstigen und dekorativen Möglichkeit, Bücher einzubinden.
Ausgewählte, besonders dekorative handgefertigte Buntpapiere aus den Beständen der Universitätsbibliothek Wien wurden von 11.1. bis 1.3.2024 in einer Ausstellung im Foyer der Hauptbibliothek präsentiert.
Für Kleisterpapiere wird ein Kleister-Farbe-Gemisch auf ein feuchtes, weißes Papier mit Pinsel, Schwämmen oder Bürsten aufgetragen. Hierbei kann man es entweder belassen oder die noch feuchte Kleistermasse mit einem Holzmodel, Stab, Kamm oder dem Finger weiterverarbeiten.
Kleisterpapiere sind bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts nachweisbar und fanden ihren Ursprung und ihre größte Verbreitung in Deutschland. Eine exakte Datierung ist in den meisten Fällen kaum möglich, da sich die Technik im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert hat. Zu den bekanntesten Kleisterpapieren zählen jene nach Herrnhuter Art, die circa von 1764 bis 1824 hergestellt wurden.
Beim Modeldruck wird Papier oder Stoff manuell mit Druckstöcken ein- oder mehrfarbig bedruckt. Das Dekor wird aus einem Holzblock (Model) herausgearbeitet. Für jede Farbe des Dekors wird ein eigenes Model benötigt. Gedruckt wird jede Farbe einzeln nacheinander.
Der Modeldruck kam im 15./16. Jh. auf und erreichte 1750-1830 seinen Höhepunkt. Hergestellt wurden sie vorwiegend in Italien, Frankreich und Deutschland. Die erhaltenen Modeldruckpapiere weisen eine enorme motivische Vielfalt auf. Sie zeigen florale Dekors, Flächen- und Reihenmuster, geometrische Formen, u.v.m.
Für Marmorpapiere wird zunächst auf einem Marmoriergrund durch Tropfen oder Ziehen von Farbmitteln ein Muster gestaltet. Anschließend wird ein angefeuchteter Papierbogen kurz auf diese an der Oberfläche schwimmende Farbe gelegt und nimmt so das Dekor an.
Die Technik des Marmorierens stammt ursprünglich aus Ostasien. Im 17. Jahrhundert verbreitete sie sich, ausgehend von Frankreich, auch in Mitteleuropa. Ab 1850 kam das Marmorpapier zunehmend aus der Mode, erlebte jedoch um 1900, insbesondere wegen der kunstvollen Kreationen der Wiener Werkstätte, ein Revival. Die Technik des Marmorierens bietet schier endlose Möglichkeiten einer eleganten Ornamentik.
Um 1600 finden sich Buntpapiere als Einbände von Büchern, aber auch zum Auskleiden von Schränken, Koffern oder Musikinstrumenten. Die beliebteste Form war damals das Sprenkel- oder Kiebitzpapier, die sich durch ein- oder mehrfarbige Sprenkel von ähnlicher Größe auszeichnen, die entweder von Hand oder maschinell relativ gleichmäßig über das Papier verteilt wurden.
Rieselpapiere sind nach jenen Mustern benannt, die entstehen, indem Flüssigkeit über ein zuvor meist gefärbtes Trägerpapier rieselt. Rieseldekors können mechanisch oder chemisch erzeugt werden und wurden in Europa etwa ab 1800 verwendet.
Wurzelmarmorpapiere verwenden eine Kombination aus Sprenkel- und Rieseltechnik. Die überwiegend braun grundierten Papiere werden mit dunklen Sprenkeln versehen, wobei diese einander aufgrund chemischer Prozesse umfließen und ein verästeltes Dekor entstehen lassen. Zumeist sind sie auf Bucheinbänden des späten 18. und 19. Jahrhunderts zu finden.